Veranstaltung „Kritische Berichterstattung und Selbstverwaltung in Şengal“

Marlene Förster und Matej Kavčič haben in Frankfurt auf einer Veranstaltung über kritische Berichterstattung und die Selbstverwaltung in Şengal gesprochen. Das großartige Frankfurter Medienkollektiv hat einen Videomitschnitt veröffentlicht.

Am 14. Juni fand in den Räumen von Medico International in Frankfurt am Main eine Informations- und Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Eine Frage der Freiheit – Kritische Berichterstattung und demokratische Selbstverwaltung in Şengal“ statt. Nun veröffentlichte das Frankfurter Medienkollektiv einen Mitschnitt der Präsentation.

Video von Medienkollektiv Frankfurt

Mehr als 60 Menschen waren zum Vortrag der beiden Journalist:innen Marlene Förster und Matej Kavčič gekommen. Eingeladen hatte die Kampagne „FreeMarleneandMatej“ zusammen mit der Interventionistischen Linken (iL). Mit der Veranstaltung sollte den Journalist:innen die Möglichkeit gegeben werden, ihre Materialien aus einer mehrmonatigen Recherche in Şengal einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Denn die geplante Veröffentlichung war im April mit ihrer Inhaftierung durch den irakischen Geheimdienst unterbunden worden.

In der Veranstaltung präsentierten Marlene Förster und Matej Kavčič nun einen Teil ihrer Recherche und gaben einen Überblick über die aktuelle Lage in Şengal. Begonnen wurde der Vortrag mit einer historischen Einordnung der Region und der Situation der ezidischen Bevölkerung. Dabei wurde unterstrichen, wie sich die Lage der Ezid:innen zunehmend verschlechterte, sie immer wieder vertrieben wurden und der Assimilationspolitik sowohl der irakischen Regierung als auch der Regierung der Kurdistan-Region Irak (KRI) ausgesetzt waren. Ein besonderes Augenmerk wurde auf den Genozid durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Jahre 2014 gelegt.

Persönliche Eindrücke von Orten des Genozids und des Widerstands

In diesem Zusammenhang berichteten Marlene Förster und Matje Kavčič auch über ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke. Marlene Förster präsentierte eine bisher nicht veröffentlichte Fotoserie, die mehrere „Orte des Genozids“ zeigt. Marlene betonte, dass es wichtig ist, sich diese Realität des Genozids sich immer wieder bewusst zu machen, aber eben auch den Widerstand und den Willen der Bevölkerung aufzuzeigen. Denn aus dem Widerstand sei auch sehr viel entstanden, unter anderem die Überzeugung von der Notwendigkeit einer demokratischen Selbstverwaltung und der darauf folgende Aufbauprozess selbstbestimmter Strukturen.

Um auch ezidischen Stimmen Gehör zu verschaffen, wurde im Anschluss an die „Orte des Genozids“ ein kurzes Video mit einem Bericht von Ibrahim Ezidi über den Aufbau der Selbstverwaltung gezeigt. Anschließend berichteten Menschen aus Şengal in einem Video-Projekt von den Auswirkungen der türkischen Luftangriffe auf die ezidische Bevölkerung.

Bedeutung von kritischem Journalismus

Nach der Präsentation eröffnete Time von der Interventionistischen Linken eine Diskussions- und Fragerunde, in der auf die Bedeutung von kritischem Journalismus eingegangen wurde. Auch die Rolle der deutschen Politik und die hiesige Ignoranz wurden besprochen und scharf kritisiert. Im Zusammenhang mit den deutschen Waffenlieferungen an die AKP/MHP-Regierung in Ankara wurde auch auf die kommenden Proteste vom antimilitaristischen Bündnis Rheinmetall Entwaffnen Bezug genommen.

Zum Abschluss betonte Marlene Förster, dass eine Lösung des andauernden Konflikts in Şengal eine offizielle Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts erfordert und die Bevölkerung und die Selbstverwaltung in alle Abkommen zum Schutz der Menschen einbezogen werden müssen.