Der kurdische Journalist Selahattin Kaygusuz befindet sich seit zwei Tagen in türkischer Polizeihaft. Offenbar wird gegen ihn wegen des Verdachts der „Terror“-Unterstützung ermittelt, wie die Nachrichtenagentur Mezopotamya aus Anwaltskreisen erfuhr. Der Vorgang steht wohl im Zusammenhang mit belastenden Aussagen des Kronzeugen Ümit Akbıyık. Der frühere HDP-Aktivist hat bereits hunderte Oppositionelle belastet, um in den Genuss der Straffreiheit zu kommen. Kaygusuz scheint sein letztes Opfer zu sein.
Der Journalist Selahattin Kaygusuz wurde am Donnerstag bei einer frühmorgendlichen Razzia in seiner Wohnung in der Provinz Êlih (tr. Batman) von der Militärpolizei festgenommen. Nach einem mehrstündigen Aufenthalt auf der Wache der Gendarmerie-Kommandantur wurde er an die Polizei im benachbarten Amed (Diyarbakır) überstellt. Dort ist das Verfahren gegen Kaygusuz anhängig, dessen formelle Leitung bei der Oberstaatsanwaltschaft liegt. Die Dauer des Gewahrsams wurde für vier Tage angesetzt. Die staatsanwaltliche Vernehmung im Justizpalast Diyarbakır soll am Montag erfolgen.
Am Tag der Festnahme von Kaygusuz waren in Êlih acht weitere Menschen unter Terrorvorwürfen festgenommen worden, jedoch in einem anderen Verfahren. Unter ihnen befand sich auch die Kurdin Mekiye Sağlam. Die 58-Jährige wird wie die übrigen Festgenommenen der Propaganda für eine „terroristische“ Organisation bezichtigt. Sie wurden noch am späten Donnerstagabend im Anschluss an eine Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft Batman wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Ermittlungen dauern jedoch weiter an.