Zum vierten Jahrestag der Ermordung des Journalisten Wedat Hisên fand in der südkurdischen Metropole Silêmanî eine Gedenkveranstaltung statt. An der Zeremonie im Azadî-Park nahmen Kolleginnen und Kollegen Hisêns, Vertreter*innen der Zivilgesellschaft sowie Bewohner*innen der Stadt teil.
Wedat Hisên war Korrespondent der Nachrichtenagentur RojNews. Am 13. August 2016 wurde der 28-Jährige in Dihok entführt, als er auf dem Weg zur Arbeit war. Nur wenige Stunden später fand man an einem Straßenrand seine Leiche. Der Journalist war zu Tode gefoltert worden. Eine Hand, ein Fuß und nahezu alle seine Rippen waren gebrochen. Sein Kopf wies schwere Schlagverletzungen auf.
Die Gedenkveranstaltung wurde mit einer Schweigeminute eingeleitet, anschließend zündeten die Anwesenden Kerzen an. Im Namen von RojNews verlas Ferhad Kelhor eine Erklärung, in der er darauf einging, dass der brutale Mord an seinem Kollegen bis heute ungeklärt ist. Und das, obwohl das Nummernschild des Fahrzeugs und detaillierte Personenbeschreibungen der Entführer vorgelegen haben. Hisên war frühmorgens im Viertel Malta mitten auf der Straße vor den Augen zahlreicher Menschen von bewaffneten Personen verschleppt worden. Zwar wurden offiziell Ermittlungen eingeleitet - die Verdächtigungen reichten bis in die Geheimdienstkreise – strafrechtlich verfolgt oder bestraft wurde niemand.
Diyar Enwer von der Zweigstelle der Organisation Metro, die sich für die Rechte von verfolgten und drangsalierten Medienschaffenden einsetzt, machte auf die türkische Besetzung in Südkurdistan aufmerksam und forderte die Autonomieregierung in Hewlêr (Erbil) auf, Journalist*innen nicht an der Berichterstattung zu hindern.
Nach weiteren Redebeiträgen wurden zum vierten Mal die Wedat-Hisên-Preise für mutigen Journalismus verliehen. Ausgezeichnet in diesem Jahr wurden der Journalist Qehreman Şukri und die Journalistin Hawraz Ahmed. Da Şukri seit dem 27. Juni in PDK-Haft ist, nahm Beşdar Osman, ein Bruder des ebenfalls ermordeten Journalisten Serdeşt Osman, den Preis entgegen.
Wedat Hisên Elî, oder auch Vedat Hüseyin Ali, wurde 1988 in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (türk. Hakkari) geboren. Bis zu seinem dritten Lebensjahr wuchs er im Dorf Alakan im Landkreis Gever (Yüksekova) auf. 1991 wanderte die Familie nach Südkurdistan aus und ließ sich in Dihok nieder. Wedat Hisên war eine Weile bei der Jugendbewegung aktiv, bevor er sich dem Journalismus widmete. Erst seit zwei Monaten arbeitete er für die Nachrichenagenur RojNews.