Frauenjournalismus: Türkei Spitzenreiter bei „juristischer Belästigung“

Laut der Koalition für Frauen im Journalismus zählt die Türkei weiterhin zu den gefährlichsten Ländern für Journalistinnen. 25 von ihnen standen im Juni vor Gericht, sechs weitere wurden gewaltsam von der Polizei an der Berichterstattung gehindert.

Die Türkei ist nach wie vor Spitzenreiterin in der Liste der Länder mit den meisten Drohungen und Gewalttaten gegen Journalistinnen. Zu diesem Ergebnis kommt die Koalition für Frauen im Journalismus (CFWIJ) in ihrer Bilanz für den Monat Juni. Weltweit dokumentierte die Organisationen 77 alarmierende Fälle verbaler und gewaltsamer Übergriffe, juristischer Einschüchterung, Drohungen und anderen Rechtsverletzungen gegen weibliche Medienschaffende. Allein 36 dieser Fälle trugen sich in der Türkei zu. Dahinter rangieren Pakistan, die palästinensischen Autonomiegebiete, Israel, die USA, die Türkische Republik Nordzypern, Frankreich und Russland. In Afghanistan ist mit Mina Khairi die bereits vierte Journalistin in diesem Jahr ums Leben gekommen. Khairi wurde am 3. Juni bei einer Explosion in Kabul getötet.

Türkei eines der gefährlichsten Länder für Journalistinnen

Laut der CFWIJ sei die Türkei „eines der gefährlichsten Länder für Journalistinnen” mit den meisten Fällen „juristischer Belästigung“. Weltweit zählte die Organisation 40 solcher Fälle. Allein 25 dieser Pressevertreterinnen mussten im Vormonat vor türkischen Gerichten erscheinen, um sich selbst und ihre journalistische Berufung zu verteidigen. Vier Agenturkorrespondentinnen wurden in Ankara von der Polizei gewaltsam an der Berichterstattung über einen Frauenprotest gehindert.

Eine weitere Journalistin ist in Istanbul bei der Verfolgung einer Demonstration von Sicherheitskräften körperlich angegriffen worden. Fünf ihrer Istanbuler Kolleginnen wurden bei der Gay-Pride von Polizeibeamten an der Berichterstattung gehindert und geschlagen, heißt es in der Bilanz. Nach Angaben der CFWIJ sei die Zahl der polizeilichen Übergriffe gegen Reporterinnen im Einsatz weltweit im Vergleich zum Mai um 83,3 Prozent angestiegen.

 

Die tatsächlichen Zahlen dürften um ein Vielfaches höher liegen. Die von CFWIJ vorgelegten Daten setzen sich aus medial veröffentlichten und polizeilich erfassten Fällen zusammen. Der vollständige Bericht kann auf der Webseite der Organisation im PDF-Format heruntergeladen werden.