Botschaften inhaftierter Journalist:innen

Drei der neun Journalist:innen, die bei den Razzien gegen kurdische Medien am 25. Oktober festgenommen und inhaftiert worden waren, schicken Botschaften aus dem Gefängnis.

Am 25. Oktober wurden elf kurdische Journalist:innen auf Anordnung der Oberstaatsanwaltschaft von Ankara festgenommen. Die Chefredakteurin der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), Diren Yurtsever, sowie die MA-Korrespondent:innen Berivan Altan, Deniz Nazlım, Selman Güzelyüz, Hakan Yalçın, Ceylan Şahinli, Emrullah Acar und die JinNews-Korrespondentinnen Habibe Eren und Öznur Değer wurden am 29. Oktober unter dem Vorwurf der „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" inhaftiert.

Werde im Gefängnis die Rechtsverletzungen aus nächster Nähe beschreiben“

Nun senden drei von ihnen Botschaften aus der Einzelhaft im Hochsicherheitsgefängnis von Sincan. Emrullah Acar schreibt: „Nach vier Tagen widerrechtlichem Gewahrsams wurden acht meiner Freund:innen und ich widerrechtlich inhaftiert. Aus der Presse wurde deutlich, dass hinter dem Ermittlungsverfahren kein ‚Verbrechen‘ und keine ‚Beweise‘ stehen. Dem bleibt noch hinzuzufügen, dass es tatsächlich einen Grund für unsere Verhaftung gab: Diese neun Journalist:innen haben sich einem der Wahrheit verpflichteten Journalismus verschrieben. Eigentlich hätten wir nicht überrascht sein dürfen, dass wir nicht freigelassen wurden, wir hatten mit einer Verhaftung gerechnet, aber wir werden auch im Gefängnis weiter die Wahrheit schreiben. Ich war zwar noch nie inhaftiert, habe aber schon viele Berichte über Rechtsverletzungen in Gefängnissen verfasst. Jetzt habe ich die Gelegenheit, diese Bedingungen aus nächster Nähe zu sehen und darüber zu schreiben. Wir haben soeben das Gefängnis betreten und werden in den kommenden Tagen in der freien Presse berichten über die Rechtsverletzungen, denen wir ausgesetzt waren. Die freie Presse kann und wird nicht schweigen, die Feder der Wahrheit lässt sich nicht verbiegen.“

Wo wir auch sind, werden wir die Wahrheit berichten“

Selman Güzelyüz erklärt: „Wir sind Zeugen einer Inszenierung, mit der die Machthaber in der Türkei gegen den Widerstand der freien Presse vorgehen. Während sie versuchen, uns von unserem Beruf zu isolieren, werden wir, die freie Presse, die Wahrheit nicht im Dunkeln lassen. Der Standort spielt für uns keine Rolle. Überall, wo wir sind, können wir die Wahrheit schreiben. Nach innen und außen werden wir weiterhin die Wahrheit schreiben. Es lebe die freie Presse.“

Haft gehört zum Beruf des Journalisten in der Türkei dazu“

Deniz Nazlım schreibt: „Journalist in der heutigen Türkei zu sein, ist ein anspruchsvoller und arbeitsintensiver Beruf. Leider kommt nun für Schriftsteller:innen, Intellektuellen, Menschenrechtsverteidiger:innen und Journalist:innen in diesem Land dazu, inhaftiert zu werden. Wir werden beschuldigt, der freien Presse anzugehören. Es ist uns eine Ehre, in der Tradition der freien Presse zu stehen. Wir sind Journalist:innen, die einzige Arbeit, die wir machen, ist Journalismus. Auch wenn man verhaftet wird, wird sich an dieser Tatsache nichts ändern, wir werden weiterhin Journalismus betreiben und die Ehre unseres Berufsstandes verteidigen. Wir wurden verhaftet, weil wir der Wahrheit auf der Spur waren. Aber wir sind drinnen, unsere Freunde sind draußen, wir werden die Tradition der freien Presse weiterführen und die Wahrheit verteidigen.“

Türkei – ein Gefängnis für Journalist:innen

In der Türkei sind nach Angaben von Berufsverbänden mehr als 70 Medienschaffende im Gefängnis, mindestens zehn von ihnen sind Frauen. Bei der letzten großen Repressionswelle gegen Medienschaffende im Juni wurden 16 Journalist:innen in Amed verhaftet. Sie befinden sich weiterhin in Haft, ohne dass Anklage gegen sie erhoben wurde.