„Wenn wir uns erheben, werden wir die Isolation durchbrechen“

Afife Kartal, Mutter eines politischen Gefangenen in der Türkei, ruft zum Protest auf: „Ohne aufzustehen, können wir nichts erreichen. Wenn wir uns erheben, dann können wir die Isolation durchbrechen.“

Die Isolation durchbrechen

Afife Kartal ist die Mutter des politischen Gefangenen Muhammed Kartal. Die Kurdin aus Amed berichtet, sie habe seit zwei Monaten nichts mehr von ihrem Sohn gehört. Die politischen Gefangenen aus PKK und PAJK haben einen Kommunikationsboykott gestartet, um gegen die Isolation in den Gefängnissen und insbesondere auf Imrali Widerstand zu leisten. Die Aktion findet im Rahmen der weltweiten Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“ statt. „Bleibt nicht zuhause sitzen, erhebt eure Stimmen“, fordert Afife Kartal und ruft zur Solidarität auf. Zur Unterstützung des Gefangenenwiderstands haben die Angehörigen Mahnwachen für Gerechtigkeit gestartet. In fünf Städten finden die Aktionen unter dem Motto „Der Freiheit eine Stimme“ statt.

Wir nehmen die Isolation nicht hin“

Afife Kartal nimmt an diesem Protest teil. Sie betrachte alle politischen Gefangenen als ihre Söhne und Töchter, sagte die Kurdin: „Wir müssen ihre Stimmen hören. Wir müssen den Gefangenen mit unserem Widerstand Kraft geben. Alle, die ein Gewissen und eine Überzeugung haben, sollten uns beachten und uns in unserem Widerstand nicht allein lassen. Wir haben seit zwei Monaten keine Nachrichten mehr aus den Gefängnissen erhalten. Von Herrn Öcalan gibt es seit Jahren kein Lebenszeichen. Seit Jahren konnten ihn weder seine Anwälte noch seine Familie besuchen. Seine Isolation muss so schnell wie möglich beendet werden. Isolation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Isolation von Herrn Öcalan und den anderen Gefangenen muss ein Ende haben.“

Man kann nicht den Widerstand des eigenen Kindes missachten“

In Hinblick auf Familien, die den Widerstand ihrer Angehörigen im Gefängnis nicht unterstützen, erklärte Kartal: „Mit welchem Gewissen können Eltern sich weigern, für den Widerstand ihres Kindes einzutreten? Wie können sie es sich erlauben, zu Hause zu bleiben? Wie können wir zu Hause sitzen, als ob nichts geschehen wäre, während Gefangene für unsere Freiheit kämpfen? Jede Woche erheben wir vor den Gefängnissen unsere Stimme gegen die Isolation. Alle Angehörigen von Gefangenen sollten kommen und sich unserem Appell anschließen. Seit zwei Monaten schicken wir Pakete ins Gefängnis, aber sie werden nicht ausgehändigt. Stattdessen kommen die Pakete zurück. Wir hören keine Stimme, wir bekommen keinen Brief und wir können keinen Besuch durchführen. Die Gefangenen machen diese Aktion, damit wir verstehen, was auf Imralı vor sich geht, aber niemand kümmert sich ausreichend um ihre Aktion.

Organisieren wir uns gemeinsam“

Mein Sohn schrieb einen Brief, bevor er mit dem Protest begann. Ich habe diesen Brief erst vor zehn Tagen erhalten. Schon dieser Brief hat mich erleichtert, es fühlte sich an, als würde ich Luft bekommen. Stellen Sie sich vor, wie erfrischend, wie hoffnungsvoll die Nachrichten aus Imralı für das ganze kurdische Volk wären ... Kein Kurde und keine Kurdin sollte diese Isolation hinnehmen. Organisieren wir uns und gehen wir auf die Straße, so wie wir es 2019 und davor getan haben. Was wird passieren, wenn wir auf die Straße gehen, sie werden uns allenfalls angreifen, sie werden ein paar Leute verhaften. Was bedeutet das schon, wenn wir verhaftet werden. Wird sich dann die Hölle öffnen? Denken wir etwa, dass wir mehr wert sind als unsere Kinder?“

Wir müssen die Stimme der Gefangenen sein“

Kartal fügte hinzu, dass die türkische Regierung Kriegsflugzeuge aufsteigen lässt, während sie zum Frieden aufruft: „Sie bombardieren unsere Berge und Ebenen. Sie massakrieren unser Volk, brennen unsere Dörfer nieder und zerstören sie. Lasst uns für unser Land, für unsere Gefangenen auf die Straße gehen. Lasst uns ihnen unsere Kraft zeigen. Wir können alles gewinnen, wenn wir uns erheben. Wenn wir aufstehen, werden wir die Isolation durchbrechen. Das wissen wir. Wir wollen kein Blutvergießen mehr. Mein Aufruf an alle: Lasst uns für Frieden und Freiheit kämpfen. Wir müssen die Stimme der Gefangenen sein.”