Im Hochsicherheitsgefängnis der Hafenstadt Tekirdağ im Nordwesten der Türkei befinden sich mittlerweile 13 politische Gefangene aus Protest gegen die lebensbedrohlichen Haftbedingungen im Hungerstreik. Bei dem F-Typ-Gefängnis von Tekirdağ handelt es sich um jene Vollzugsanstalt, in der Vedat Erkmen angeblich Suizid begangen haben soll. Der politische Gefangene war am 19. Dezember 2021 schwer verletzt in seiner Zelle aufgefunden worden und auf dem Weg in ein Krankenhaus gestorben. Nur zwei Tage vorher hatte er seine Familie bei einem Telefonat aufgefordert, unbedingt den nächsten Besuchstermin wahrzunehmen und eine Anzeige gegen die Gefängnisleitung zu erstatten. Zuvor war Erkmen „zu seiner Sicherheit“ in Einzelhaft verlegt worden. Seine Angehörigen und Mitgefangene gehen davon aus, dass der Kurde zu Tode gefoltert wurde.
Weil keine Sicherheit für ihr Leben besteht, sind fünf Gefangene am 17. Januar in einen Hungerstreik getreten. Ahmet Arif Yöyler, Habip Güler, Tufan İlbaş, Hüseyin Karadaş und Süleyman Ucakan verweigern seit mittlerweile 42 Tagen die Nahrungsaufnahme. Am 1. Februar haben sich Şahabettin Öğüt, İlyas Yorğun und Ahmet Altay dem Hungerstreik angeschlossen, am 16. Februar schließlich auch Ahmet Osman, Kutbettin Onur und Yunus Konak. Zwei weitere Gefangene protestieren mit einem zunächst auf zehn Tage befristeten Hungerstreik gegen ihre Haftbedingungen.
Die Gefangenen bezeichnen den Tod von Vedat Erkmen als Mord und erklären, dass auch ihr Leben in Gefahr ist. Sie sprechen von unzumutbaren Zuständen in dem Gefängnis, ihr Alltag sei geprägt von willkürlichen Zugriffen, Verboten, Racheakten, Folter und anderer Qualen. Die Zellen würden überfallartig durchsucht, hinzu kämen entwürdigende Nacktdurchsuchungen und die Beschlagnahme persönlicher Gegenstände. Die Kommunikation untereinander werde verboten. Die hungerstreikenden Gefangenen fordern die Beendigung dieser rechtswidrigen Praxis.