Gewalt an politischen Gefangenen in der Türkei

Wieder kommt es in türkischen Gefängnissen zu Repression und Gewalt an politischen Gefangenen. Im Frauengefängnis Bakirköy wurden Gemeinschaftszellen gestürmt und die Insassinnen geschlagen, in Tekirdağ und Bandirma sind Dutzende Gefangene verlegt worden.

Die menschenunwürdige Praxis in türkischen Gefängnissen verschärft sich. Insbesondere politische Gefangene werden willkürlichen Rechtsverletzungen und schwerwiegender Repression ausgesetzt. Aus dem T-Typ-Gefängnis von Tekirdağ sind nach Angaben der Freiheitlichen Juristenvereinigung (ÖHD) zwölf Gefangene willkürlich in die Haftanstalt vom Typ F verlegt worden. Begründet wurde die Maßnahme mit einem Umbau des Komplexes in ein Mutter-Kind-Gefängnis. Bei der Verlegung sollen die Gefangenen von Soldaten bedroht und beschimpft worden sein. In der Haftanstalt wurden sie zudem körperlich misshandelt, weil sie eine Nacktdurchsuchung verweigerten. Alle persönlichen Gegenstände wie Kleidung und Bücher der Gefangenen wurden beschlagnahmt. Auf Nachfragen äußerte sich die Leitung der Haftanstalt nicht.

Im Frauengefängnis Bakirköy wurden am Freitag die Gemeinschaftszellen C9 und C10 vom Personal gestürmt. An den Durchsuchungen sollen sich rund 100 Aufseher beteiligt haben. Laut ÖHD wurden die Zellen durchwühlt, persönliche Gegenstände der Gefangenen beschädigt und die Radios beschlagnahmt. Einige Frauen, die dagegen protestierten, wurden offenbar geschlagen. Die Gefängnisleitung rechtfertige die Stürmung als „Routinemaßnahme“.

Aus dem Gefängnis Bandirma, das immer wieder wegen massiver Repression gegenüber den Gefangenen in die Schlagzeilen gerät, wurden bereits am vergangenen Mittwoch 25 aus politischen Motiven inhaftiere Personen gegen ihren Willen und unter Gewaltanwendung nach Afyon verlegt. Bei einem der Betroffenen handelt es sich um den schwerkranken Gefangenen Abdullah Onğunlu, der vom Menschenrechtsverein IHD betreut wird. Onğunlu befindet sich seit 26 Jahren im Gefängnis.