Sea-Eye stellt Betrieb des Rettungsschiffes „Alan Kurdi” ein

Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye trennt sich von Rettungsschiff „Alan Kurdi” und veräußert es an die italienische Seenotrettungsorganisation ResQ. Es startet mit dem neuem Namen ResQ PEOPLE in neue Einsätze.

Die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye trennt sich wie sie selbst betont schweren Herzens von ihrem Rettungsschiff „Alan Kurdi”. Die häufigen Festsetzungen der Rettungsschiffe sollen die Seenotrettungsorganisation dazu gezungen haben, die Alan Kurdi aus finanziellen Gründen an die italienische Seenotrettungsorganisation ResQ für 400.000 Euro zu verkaufen. Das Schiff wird nun unter dem Namen ResQ PEOPLE eingesetzt. Zukünftig wird Sea-Eye ausschließlich die „Sea-Eye 4” betreiben.

„Für uns war es eine schwere, aber gleichermaßen vernunftgetriebene Entscheidung“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V. Den Verkaufserlös benötige der Verein dringend für den Betrieb der Sea-Eye 4, erklärt die Seenotrettungsorganisation.

Die Blockade von zivilen Rettungsschiffen unter deutscher Flagge durch die italienischen Behörden belastet Sea-Eye finanziell schwer. Die italienische Küstenwache setzte die Alan Kurdi insgesamt zweimal unter fadenscheinigen Gründen fest. Sea-Eye gelang es beide Male, nach langwierigen Gesprächen und mit juristischen Mitteln das Schiff zu befreien. Die Festsetzung der Rettungsschiffe hindert Sea-Eye nicht nur an ihrer Arbeit, sondern kostet auch enorme Summen für Hafengebühren und Rechtsvertretungen.

„Wir sind dankbar, dass dieses besondere Schiff im Einsatz bleibt. Wenn es Organisationen gibt, die zwei Schiffe und wenig Ressourcen haben, dann muss man sich mit Freund:innen zusammensetzen, die Ressourcen haben und nach einem Schiff suchen. Wir leben europäische Zusammenarbeit, so wie wir sie auch von den EU-Staaten fordern“, sagt Isler weiter.

Alan Kurdi”: Erstes Rettungsschiff unter deutscher Flagge

Die Alan Kurdi war das erste Rettungsschiff unter deutscher Flagge und wurde erstmalig im Dezember 2018 eingesetzt. Insgesamt entsendete Sea-Eye die Alan Kurdi auf zwölf Rettungsmissionen und rettete so 927 Menschenleben. Rund 240 Crew-Mitglieder taten Dienst auf diesem Schiff.

Sea-Eye bedankt sich bei Familie Kurdi

„Wir sind allen Spender:innen und Partnern dankbar, die dieses Schiff mehr als zwei Jahre zusammen mit uns in seine Einsätze schickten. Doch unser ganz besonderer Dank geht an die Familie Kurdi“, so Isler. Abdullah und Tima Kurdi, Vater und Tante des ertrunkenen Jungen Alan Kurdi aus Kobanê tauften das Schiff im Februar 2019 auf seinen Namen.

„Wir danken Abdullah und Tima für ihr Vertrauen und ihren Beistand. Es war nicht einfach für die Familie, die Hassreden zu ertragen, die in den Online-Kommentarspalten zu lesen waren. Aber die Alan Kurdi war zwei Jahre ein wichtiges Symbol und ein Appell an Europa. Wir geben den Namen nun zurück in die Hände der Familie, der wir auch in Zukunft tief verbunden bleiben werden“, sagt Isler weiter.

Alan Kurdi

Alan Kurdi, dessen Leichnam nach Ertrinken an der türkischen Küstenstadt Bodrum angeschwemmt wurde, wurde 2015 zum Symbol der Flüchtlingskrise. Bei dem Versuch, das Mittelmeer auf einem Schlepperboot zu überqueren, kenterte das Boot im hohen Wellengang. Neben Alan ertranken auch sein fünfjähriger Bruder Galip, seine Mutter Rehan und neun weitere Menschen. Neun Menschen konnten gerettet werden. Von der Familie Kurdi überlebte nur der Vater Abdullah.

Titelbild: Rettungsschiff ALAN KURDI (1)_c_Fabian Heinz & sea-eye.org