Rechtsanwalt macht Rohani für Tod von Kolbern verantwortlich

Der Rechtsanwalt Hossein Ahmedi Niyaz macht den iranischen Präsidenten Hassan Rohani für den Tod Dutzender Kolber (Lastenträger) in Ostkurdistan verantwortlich.

Hossein Ahmedi Niyaz vertritt als Rechtsanwalt die „Kolber“ genannten Lastenträger, die im Grenzgebiet zwischen dem Iran und der Türkei sowie dem Irak tätig sind. Für viele Menschen in Rojhilat (Ostkurdistan) ist diese Arbeit die einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Bevölkerung leidet unter wirtschaftlichen Problemen und Arbeitslosigkeit. In der Region werden kaum Investitionen getätigt.

Die Tätigkeit als Kolber ist jedoch lebensgefährlich. Jedes Jahr werden Dutzende Kolber beim Versuch, mit ihrer Last auf dem Rücken die Grenze zu überqueren, von iranischen Sicherheitskräften angegriffen. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres sind in Ûrmiye, Sine (Sanandaj) und Meriwan 27 Kolber erschossen worden. Dutzende weitere wurden bei den Angriffen der iranischen Revolutionsgarden verletzt.

Rechtsanwalt Hossein Ahmedi Niyaz, der auch den im September im Iran hingerichteten kurdischen Aktivisten Ramin Hossein Panahi vertreten hat, ruft in einem offenen Brief an den Präsidenten Hassan Rohani und den iranischen Sicherheitsrat dazu auf, die Tragödie der Kolber zu beenden. In seinem Brief verweist er auf die in der Region herrschende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungerechtigkeit und macht Rohani und den Sicherheitsrat für den Tod der Kolber verantwortlich.

Weiter schreibt er in seinem Brief:

„Sie müssen für diese Menschen Arbeitsmöglichkeiten schaffen, damit sie ein menschenwürdiges Leben führen können. Weil Sie es nicht tun, müssen die Menschen für ihr tägliches Brot die Grenze überqueren und mit einer Last auf dem Rücken zurückkehren. Bei der Rückkehr werden sie von Kugeln in Empfang genommen und brutal ermordet.

Sie haben viele Versprechungen hinsichtlich der wirtschaftlichen und sozialen Probleme im Land gemacht, aber Sie haben kein einziges gehalten. Auch das Versprechen, keine Waffen gegen die Menschen einzusetzen, die nur ihren Lebensunterhalt sichern wollen und ihre Rechte einfordern, haben Sie nicht gehalten. Die unter Ihrer Kontrolle stehenden militärischen Kräfte setzen rechtswidrig Waffen ein und töten Menschen. Das ist illegal und Sie als Präsident sind dafür verantwortlich. Durch dieses Vorgehen wird der Abgrund zwischen der Bevölkerung und dem Staat immer größer.

Wir erwarten, dass die tägliche Tragödie der Kolber ein sofortiges Ende findet. Ihre Mörder und alle anderen, die für Verbrechen in Kurdistan verantwortlich sind, müssen unverzüglich vor Gericht gestellt werden.“