Protest gegen Folter an Frauen im Gefängnis Patnos

Vor dem türkischen Gefängnis in Patnos, in dem drei Frauen mit der sogenannten Schweinefessel gefoltert wurden, ist die Suspendierung der Vollzugsleitung und des beteiligten Wachpersonals gefordert worden.

Vor dem L-Typ-Gefängnis Patnos haben Mitglieder der Solidaritätsvereine TUHAY-DER und MEBYA-DER, der Bewegung Freier Frauen (TJA), der Juristenvereinigung ÖHD und der Parteien YSP und HDP eine Erklärung zu der vergangene Woche bekannt gewordenen Folterung an den politischen Gefangenen Mizgin Atabey, Lale Kabişen und Nazlıcan Barışer abgegeben. An der Kundgebung nahmen die Parlamentsabgeordneten Gülcan Sayyiğit, Sırrı Sakık, Heval Bozdağ, Gülderen Varlı, Zülküf Uçar, Mahmut Dindar und Newroz Uysal Aslan von der Grünen Linkspartei (YSP) sowie Angehörige der gefolterten Frauen teil.


Hinter einem Transparent der TJA und des Gefangenenhilfevereins TUHAY-DER mit der Aufschrift „Wir verurteilen das Isolationsregime und die systematische Folter von Frauen“ wurden Parolen gerufen: „Bijî berxwedana zindanan” (Es lebe der Gefängniswiderstand), „Die politischen Gefangenen sind unsere Würde“, „Jin jiyan berxwedan” (Frau Leben Widerstand), „Die Repression kann uns nicht einschüchtern“, „Bijî berxwedana Imrali’ya” (Es lebe der Widerstand auf Imrali), „Jin jiyan azadî” und weitere.

In diesem Gefängnis wurden drei Frauen gefoltert“

Die YSP-Abgeordnete Newroz Uysal erklärte auf der Kundgebung, dass in allen Gefängnissen in der Türkei und Kurdistan Unterdrückung und Folter herrschen: „Jeden Tag wird aus einem Gefängnis über Folter, Besuchsverbote, Disziplinarstrafen oder verlängerte Haftzeiten berichtet. Kranken Gefangenen wird das Recht auf medizinische Versorgung verwehrt, zuletzt hat Şakir Turan sein Leben verloren. Es gibt Hunderte kranke Gefangene, die nicht behandelt werden. In dem Gefängnis, vor dem wir hier heute stehen, sind am 31. August drei Frauen gefoltert worden. Sie wurden stundenlang mit der an die 1990er Jahre erinnernde Schweinefessel in einem Raum festgehalten und später begleitet von Misshandlungen ins Krankenhaus gebracht.“

Solange Isolation und Folter weitergehen“

Newroz Uysal ist von Beruf Rechtsanwältin und hat die gefolterten Frauen nach Bekanntwerden des Vorfalls zusammen mit ihren Fraktionskollegen Sırrı Sakık und Heval Bozdağ im Gefängnis besucht. „Sie wollen, dass wir an ihrer Seite stehen und das juristische Verfahren gegen die Folter mit verfolgen“, berichtete sie und sagte weiter: „Mit dem Foltersystem in den Gefängnissen sollen die Gefangenen gebrochen werden. Die Maßnahmen vom 12. September [1980, Militärputsch in der Türkei] zeigen sich heute auf Imrali, in Patnos und Sincan. Wenn die Äußerungen der Vollzugsleitung aufrichtig sind, müssen alle an dem Verbrechen Beteiligten suspendiert werden. Wir werden die Isolation und Folter in allen Gefängnissen weiter verfolgen. Solange Isolation und Folter weitergehen, kann es in diesem Land keinen Frieden, keine Freiheit und keine Hoffnung geben.“

Der Willen der Gefangenen soll gebrochen werden“

Nach Newroz Uysal sprachen die Mutter von Mizgin Atabey und der Bruder von Lale Kabişen. Seyhan Atabey sagte, dass ihre Tochter seit sechs Jahren im Gefängnis ist und die Situation unerträglich ist: „Unsere Kinder werden misshandelt und sterben, Besuche werden verhindert. Ich komme aus weiter Entfernung hierher und kann meine Tochter nicht sehen. Als sie von der Folter erzählen wollte, wurde das Telefonat abgebrochen. Ich fordere, dass der Gefängnisdirektor und die Wachleute ihren Posten verlieren.“ Cevdet Kabişen erklärte, dass der Willen der Gefangenen gebrochen werden soll und ihre Angehörigen mitbestraft werden.