Die politischen Gefangenen Mizgin Kayıtbey, Lale Kabişen und Nazlıcan Barışer in der türkischen Vollzugsanstalt vom Typ L in Panos (tr. Patnos) haben sich am 31. August dagegen gewehrt, dass männliches Wachpersonal für die Zählung in die Räume weiblicher Häftlinge eindringt. Männer hätten in Räumen, in denen sich das Privatleben von Frauen abspielt, nichts zu suchen, erklärten die Gefangenen.
Einen Tag nach dem Vorfall forderten sie vergeblich ein Gespräch mit der für das Gefängnis zuständigen Staatsanwaltschaft ein. Als ihr Anliegen zurückgewiesen wurde, protestierten sie mit lautem Klopfen an der Zellentür. Daraufhin kam es zu einem gewalttätigen Einsatz des Vollzugspersonals, an dem ungefähr vierzig Wachleute beteiligt waren. Die Frauen wurden mehr als eine halbe Stunde geschlagen. Wie jetzt bekannt wurde, wurden sie mit der sogenannten Schweinefessel gefoltert und vier Stunden lang in diesem Zustand in einem Warteraum festgehalten.
Die Schweinefessel ist eine Foltermethode, mit der Menschen durch die Fesselung von Hals, Beinen und Armen in gekrümmter Haltung bewegungsunfähig gemacht werden. An der Folterung war auch die Vollzugsleitung beteiligt. Den Gefangenen wurde mit weiterer Misshandlung gedroht, damit sie das Vorgehen nicht öffentlich bekannt machen. Dann wurden sie an den Haaren nach draußen gezerrt und mit auf dem Rücken gefesselten Händen in einem Gefangenentransporter zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Nach Angaben ihrer Verteidiger:innen, die sie nach dem Vorfall im Gefängnis besuchten, sind die Spuren der Gewaltanwendung deutlich sichtbar.
Unterdessen haben männliche Mitgefangene in Panos mit Faustschlägen auf die Zellentüren gegen die Misshandlung der Frauen protestiert. Gegen die Beteiligten wurden Disziplinarverfahren eingeleitet.