Ludovic-Trarieux-Preis posthum für Ebru Timtik

Die im August nach einem monatelangen „Todesfasten“ für ein gerechtes Verfahren in türkischer Haft verstorbene Anwältin Ebru Timtik ist posthum für ihren Einsatz für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit geehrt worden.

Die Juristin Ebru Timtik ist posthum mit dem Internationalen Ludovic-Trarieux-Menschenrechtspreis geehrt worden. Sie teilt sich die Auszeichnung für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, die sich für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit engagieren, mit ihrer Schwester Barkın Timtik. Die Jury, die diesen Preis vergibt, setzt sich aus Mitgliedern mehrerer europäischer Rechtsanwaltskammern zusammen, darunter der Rechtsanwaltskammer Berlin. Er wird seit 1985 verliehen.

Ebru Timtik starb am 27. August nach drei Jahren in türkischer Haft und einem 238-tägigen „Todesfasten“ an Herzversagen. Mit dem Hungerstreik forderte die 42-jährige ein gerechtes Verfahren. Zusammen mit anderen Anwält*innen der Kanzlei „Rechtsbüro des Volkes“ (HHB), darunter auch ihrer Schwester, war Timtik im September 2017 verhaftet und zwei Jahre später wegen Terrorvorwürfen zu einer dreizehneinhalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Ihr wurden aufgrund von widersprüchlichen Aussagen eines Kronzeugen Verbindungen zur DHKP-C zur Last gelegt, die in der Türkei als Terrororganisation gilt. Am 15. September hob der türkische Kassationsgerichtshof seine Entscheidung im Fall der Timtik-Schwestern auf. Die Sache wurde zur erneuten Entscheidung an ein regionales Kammergericht zurückverwiesen. Solange muss Barkın Timtik noch im Gefängnis bleiben.

Ludovic-Trarieux-Menschenrechtspreis

Der Internationale Ludovic-Trarieux-Menschenrechtspreis wird jedes Jahr einer Rechtsanwältin oder einem Rechtsanwalt zugesprochen, die/der sich für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit und gegen Rassismus und Intoleranz einsetzt. Zum ersten Mal wurde der Preis 1985 an Nelson Mandela verliehen, 2018 erhielt ihn die im Iran inhaftierte Menschenrechtlerin Nasrin Sotoudeh. Der Anwalt und Politiker Ludovic Trarieux gründete 1898 zur Zeit der Dreyfus-Affäre in Frankreich die „Liga für Menschen- und Bürgerrechte“.