Leichname von Guerillakämpfern weiterhin im Gelände

Die Leichen von vier Guerillakämpfern, die nach Gefechten in Licê bei einem türkischen Luftangriff ums Leben gekommen sind, liegen seit 42 Tagen im Gelände. Das Militär untersagt die Bergung.

Die Leichen von vier Guerillakämpfern der Volksverteidigungskräfte HPG liegen weiterhin im nordkurdischen Licê (Provinz Amed/Diyarbakir) im Gelände. Das türkische Militär untersagt den Angehörigen die Bergung, obwohl die Leichenfäulnis bereits eingesetzt hat. Die HPG-Kämpfer Mahir Andok (İbrahim Çelik), Reber Amed (Abdullah Turhan), Serhildan Mazi (Ömer Demir) und Zinar Akro (Yusuf Kayran) waren am 3. Juni nach schweren Auseinandersetzungen mit türkischen Operationseinheiten bei einem Luftangriff auf das Umland des Dorfes Medrese (Bayirli) ums Leben gekommen. Rizgar Tolhildan (Felat Kocakaya), ein weiterer Kämpfer, der ebenfalls im Zuge des Luftangriffs getötet wurde, ist bereits in Licê beigesetzt worden. Seinen Angehörigen war es möglich gewesen, den Leichnam aus dem Operationsgebiet zu evakuieren.

Die Familien der getöteten Kämpfer hatten sich vor einer Woche in Begleitung einer HDP-Abordnung an die Generalstaatsanwaltschaft von Licê gewandt und eine Erlaubnis für die Bergung ihrer Angehörigen beantragt. Daraufhin wurde das türkische Justizministerium in Kenntnis gesetzt, das verfügte, die Leichname aus dem Operationsgebiet zu holen. Das Militär untersagt dennoch die Bergung. Die betroffenen Familien wurden bereits von Soldaten beleidigt; die Toten sollten doch „verfaulen“.

Verletzungen der Genfer Konvention fast schon Tradition

Leichname gefallener Guerillakämpfer*innen stellen für die türkische Armee ein wichtiges Mittel der psychologischen Kriegsführung dar. Sie werden verstümmelt und in entwürdigenden Posen in den sozialen Medien präsentiert. So sollen die Angehörigen und die Bevölkerung gedemütigt und gebrochen werden.

Zuletzt tauchten Fotos von getöteten HPG-Mitgliedern im Mai auf der Internettplattform Twitter auf, die dort von türkischen Soldaten veröffentlicht worden waren. Auf den Bildern waren Uniformierte zu sehen, die an den Leichen der Guerillakämpfer*innen posierten.


Korrekturhinweis: In einer früheren Version hieß es, alle Gefallenen seien am 2. Juni 2019 ums Leben gekommen. Tatsächlich wurde die in der Region durchgeführte Militäroperation am 2. Juni 2019 eingeleitet. Der tödliche Luftangriff erfolgte am 3. Juni 2019.