Woche des Kampfs gegen das Verschwindenlassen
Insbesondere in den 1990er Jahren sind Tausende Menschen in der Türkei nach ihrer Festnahme „verschwunden“. Sie wurden in der Regel ermordet und verscharrt. Menschenrechtsaktivist:innen und Angehörige kämpfen seit Jahrzehnten gemeinsam um die Aufklärung des Schicksals dieser Menschen. In der zweiten Maihäfte findet die Woche zum Kampf gegen Verschwindenlassen in staatlichem Gewahrsam statt. Die Samstagsmütter haben vergangene Woche ihre tausendste Mahnwache in diesem Rahmen abgehalten. Der Menschenrechtsverein IHD und die Menschenrechtsstiftung in der Türkei (TIHV) hielten am Donnerstag eine Mahnwache in Istanbul ab und entzündeten Kerzen für die Verschwundenen. Es wurden Transparente mit der Aufschrift „Vergesst nicht die in Haft Verschwundenen“ und Bilder der Vermissten gezeigt.
„Wir machen weiter, bis der letzte Täter bestraft ist“
Die Vorsitzende des IHD-Büros von Istanbul, Gülseren Yoleri, erklärte: „Während der ganzen Woche haben wir unsere Forderungen zum Ausdruck gebracht. Wir haben ein Ende des Verschwindenlassens in Haft und ein Ende der Straflosigkeit gefordert. Vor der Polizeidirektion in Gayrettepe haben wir eine Aktion durchgeführt, um die Erinnerung an die Verschwundenen zu bewahren. Wir versuchten, unsere Stimme laut für den Schutz der Gedächtnisorte zu erheben. Seit tausend Wochen haben wir unsere Forderungen immer wieder vorgebracht. Wir fordern Wahrheit und Gerechtigkeit. Diese Forderung werden wir so lange aufrechterhalten, bis der letzte Täter bestraft ist.“
„Wir werden die Täter finden“
Ümit Efe vom TIHV-Istanbul erinnerte an die Proteste, die gemeinsam mit den Samstagsmüttern seit tausend Wochen stattfinden, und sagte: „Das Verschwindenlassen in Gewahrsam ist ein schweres Verbrechen. Wir werden weiterhin hartnäckig dafür kämpfen, dass die Täter vor Gericht gestellt werden und das Schicksal der Verschwundenen aufgeklärt wird. Wir werden unseren Kampf nicht aufgeben.“
„Wir werden sie nicht vergessen“
Die Ehefrau des „verschwundenen“ Fehmi Tosun, Hanım Tosun, sagte: „Wenn wir ein Grab hätten, würden wir dorthin gehen, wir würden keine Kerzen auf der Straße anzünden. Wo auch immer die Gebeine unserer Nächsten liegen, wir verneigen uns in Respekt vor ihnen. Wir werden sie nicht vergessen.“