Kein Normalzustand: Über 700 Tote im Mittelmeer

Laut IOM sind in diesem Jahr bereits 700 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen. Gorden Isler von Sea-Eye e.V. ruft dazu auf, das nicht als Normalzustand hinzunehmen. Das Schiff SEA-EYE 4 ist zu einer weiteren Rettungsmission aufgebrochen.

Die SEA-EYE 4 ist am Samstag zur dritten Rettungsmission in 2022 von Burriana aus aufgebrochen. Das teilt der 2015 in Regensburg gegründete Verein Sea-Eye e.V. mit. Die SEA-EYE 4 wurde im Herbst 2020 gekauft und zum bisher größten Rettungsschiff des Vereins umgerüstet. Im Mai 2021 fand der erste Rettungseinsatz im Mittelmeer statt. Bis heute beteiligten sich insgesamt über 1.000 ehrenamtliche Crewmitglieder an der Rettung von über 16.000 Menschen. Die SEA-EYE 4 wird das Einsatzgebiet im zentralen Mittelmeer voraussichtlich am Donnerstagabend erreichen.

Von Januar bis Ende Mai 2022 hat die Organisation AlarmPhone bereits 339 Notrufe von Menschen in akuter Lebensgefahr auf See erhalten. Im Vergleichszeitraum 2021 waren es 286 Notrufe, in 2020 waren es 225. Über 700 Menschen sind laut der UN-Organisation IOM in diesem Jahr im Mittelmeer ums Leben gekommen. In den Sommermonaten versuchten in den letzten Jahren besonders viele Menschen, dem Bürgerkrieg in Libyen zu entkommen. Denn in diesen Monaten gibt es deutlich weniger Schlechtwetter-Phasen.

Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V., appelliert: „Wir müssen uns wieder klarmachen, dass das kein Normalzustand ist. Dass jeden Tag Menschen um Hilfe rufen, dass regelmäßig Menschen ertrinken und dass es kein europäisches staatliches Seenotrettungsprogramm gibt, dass die nötige Ausstattung mitbringt, um das Sterben im Mittelmeer zu beenden. Die EU-Staaten lassen ein weiteres tödliches Jahr einfach so zu und auch die neue Bundesregierung blieb bisher untätig und lässt das Ertrinken weitergehen. Eigentlich sollten in Berlin nun nach so vielen Monaten alle ihren Platz gefunden haben und wissen, was zu tun ist.“