Hungerstreikende Gefangene in der Türkei werden isoliert

In 122 Gefängnissen in der Türkei findet ein Hungerstreik für eine politische Lösung der kurdischen Frage statt. Dilek Demir vom Solidaritätsverein MATUHAY-DER beobachtet eine repressive Haltung der Vollzugsverwaltungen gegenüber den Hungerstreikenden.

Vor einem Monat, am 27. November, sind politische Gefangene in der Türkei mit der Forderung nach Freilassung von Abdullah Öcalan und einer politischen Lösung der kurdischen Frage in einen Hungerstreik getreten. Der Hungerstreik wird gruppenweise im Wechsel geführt und ist zunächst bis zum 15. Februar befristet. Wie Gefangene über ihre Angehörigen mitteilen, ist eine Verlängerung denkbar, wenn die Forderung nicht erfüllt wird. Die Minimalforderung ist die Aufhebung der Isolation von Öcalan, der als Hauptverhandlungsführer für eine Lösung der kurdischen Frage gilt und seit März 2021 vollständig auf der Gefängnisinsel abgeschottet wird.

Dilek Demir, Ko-Vorsitzende der-Vereinigung für Solidarität mit Familien von Gefangenen in der Marmara-Region (MATUHAY-DER), beobachtet eine repressive Haltung der Vollzugsverwaltungen gegenüber den Hungerstreikenden. Der Verein hat eine „Gerechtigkeitswache“ ins Leben gerufen, um die Gefangenen zu unterstützen und die Isolation zu durchbrechen. Wichtig sei jetzt, eine gesellschaftliche Sensibilität für die Situation in den Gefängnissen herzustellen, erklärte Dilek Demir gegenüber ANF und wies auf den letzten großen Hungerstreik 2018/2019 hin, mit dem Besuche seines Anwaltsteams bei Abdullah Öcalan durchgesetzt werden konnten.

„Dieser Hungerstreik war erfolgreich, aber er führte auch zu Todesfällen. Deshalb wollen wir nicht, dass ein ähnlicher Prozess stattfindet, sowohl als Familien als auch als Verein“, sagte Dilek Demir. „Unsere Forderung ist sehr klar: Die Abschaffung der Isolation, die physische Freiheit von Abdullah Öcalan, damit er sich in einen Verhandlungsprozess einbringen kann, und das Ende der Rechtsverletzungen in den Gefängnissen, einschließlich der Folter. Wir haben bereits einen hohen Preis gezahlt, wir zahlen ihn jetzt und wir werden den Preis erneut zahlen."

Zum aktuellen Stand des Hungerstreiks berichtete Dilek Demir: „In den vergangenen Wochen wurde die Aktion in 120 Gefängnissen fortgesetzt, jetzt sind es 122 Gefängnisse. Nach den Informationen, die wir von Angehörigen erhalten haben, sind Hungerstreikende in Antalya, Tekirdağ und Silivri in Einzelhaft gesteckt worden. Sie werden zehn Tage lang in Isolationshaft bleiben.“