Erschossener Kolber: Iran verweigert Freigabe von Leichnam

Der Leichnam des vergangenen Mittwoch von iranischen Revolutionsgarden im nordkurdischen Bazîd erschossenen Kolbers Haşim Tilaver befindet sich weiterhin in einem Krankenhaus in Tschaldiran. Die Behörden verweigern die Freigabe.

Der Leichnam des von iranischen Revolutionsgarden in einem Dorf in der nordkurdischen Stadt Bazîd (Doğubayazıt, Provinz Agirî/Ağrı) unweit des iranisch-türkischen Grenzgebiets von iranischen Revolutionsgarden erschossenen kurdischen Kolbers Haşim Tilaver befindet sich weiterhin in einem Krankenhaus in Çardêran (auch Qere Êynî/Tschaldiran) bei Maku. Die iranischen Behörden verweigern seit Tagen die Freigabe.

Tilaver war in der Nacht zu Donnerstag im Dorf Belasor (Kızılkaya) von Regimekräften erschossen worden. Seit Freitag versuchen Angehörige, seine Leiche nach Bazîd zu überführen. Bisher stellen sich die iranischen Behörden jedoch quer und errichten sogar neue bürokratische Hürden, die die Familie des Opfers zur Verzweiflung bringen. „Seit fast vier Tagen werden wir von Behörde zu Behörde verwiesen. Den Obduktionsbericht beispielsweise hätte uns das Krankenhaus prinzipiell innerhalb von fünf Minuten aushändigen können. Stattdessen wurden wir ganze zwei Tage hingehalten, bis wir den Bericht schließlich erhielten“, beklagt Burhan Tilaver, Bruder des erschossenen Kolbers. Dieser wäre vermutlich nicht verblutet, wenn er nicht über einen längeren Zeitraum von Revolutionsgarden am Tatort festgehalten worden wäre. Erst nach mehreren Stunden hätten die Paramilitärs einen Krankenwagen aus dem Iran angefordert, um den Schwerverletzten in ein Krankenhaus in Çardêran zu bringen, erklärten Augenzeugen.

Festgenommene Kolber im Iran angeklagt

Vier weitere Kolber aus der Gruppe, bei denen es sich Yunus Tilaver, Samet Tilaver, Yusuf Yiğit und Nevzat Yiğit handelt, waren nach dem Vorfall in Bazîd festgenommen und auf iranisches Staatsgebiet verschleppt worden. Wie es heißt, soll ihnen vor einem Revolutionsgericht der Prozess gemacht werden. Ob sie direkt im Anschluss an die Türkei überstellt werden oder möglicherweise zunächst eine Haftstrafe im Iran absitzen müssen, ist ungewiss.

Fatwa für Tötung von Kolbern

Letzten Oktober hatte Hossein Zolfaghari, für Sicherheitsangelegenheiten zuständiger stellvertretende Innenminister des Iran, Kolber und Kesibkar (Grenzhändler) als gleichwertig mit Terroristen bezeichnet. Es seien „Schmuggler”, die „getötet werden müssen“, sagte Zolfaghari. Ungeachtet dessen, das der Aufruf zur Tötung von Kolbern im Widerspruch zur iranischen Verfassung steht, hält sich die Revolutionsgarde Teherans an die Fatwa. Mindestens ein Grenzhändler oder Lastenträger verliert pro Tag im Grenzgebiet zwischen Süd- Ost- und Nordkurdistan bei Angriffen iranischer Regimekräfte sein Leben.