Protest gegen extralegale Hinrichtungen von Kolbern

Aktivisten der ostkurdischen Partei PJAK haben in Brüssel gegen die extralegalen Hinrichtungen von kurdischen Kolbern protestiert. Jedes Jahr verlieren Dutzende Lastenträger bei Angriffen von iranischen Regimekräften ihr Leben.

Vor der iranischen Botschaft in Belgiens Hauptstadt Brüssel hat am Mittwoch eine Kundgebung gegen die systematischen extralegalen Hinrichtungen von kurdischen Kolbern im Grenzgebiet von Süd- und Ostkurdistan stattgefunden. Zu dem Protest hatte die ostkurdische Partei für ein freies Leben Kurdistan (PJAK) aufgerufen. Die teilnehmenden Aktivist*innen forderten von der Regierung in Teheran, die tödlichen Angriffe auf Kolber und Kesibkar einzustellen. In Redebeiträgen wurde zudem auf die zahlreichen „Arbeitsmorde“ – tödliche Arbeitsunfälle – in dem Land hingewiesen. Neben der Türkei gehört auch der Iran zu den Ländern, in denen die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle besonders hoch ist.

Was sind Kolber und Kesibkar?

Kolber oder „Kolbar“ setzt sich aus den kurdischen Begriffen – „kol“ – der Rücken und „bar“ - die Last zusammen. Die Kolber leben davon, Lasten über die gefährlichen Grenzen zu bringen. Dabei handelt es sich vor allem um Zigaretten, Handys, Decken, Haushaltswaren, Tee und selten auch Alkohol. Sie benutzen diese gefährlichen Wege, um einen Handel zwischen Süd- und Ostkurdistan möglich zu machen. Die Waren werden in Handelszentren wie Teheran zu sehr hohen Preisen verkauft. Aber die Kolber, die ihr Leben für diese Arbeit aufs Spiel setzen, erhalten nur einen minimalen Tagelohn.

Die Kesibkar sind diejenigen, die von Stadt zu Stadt reisen, um für die Waren, die von den Kolbern aus Südkurdistan gebracht wurden, Abnehmer zu finden. Dutzende Kolber und Kesibkar verlieren jedes Jahr bei Angriffen iranischer Regimekräfte ihr Leben oder werden schwer verletzt. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Perspektiven und der hohen Arbeitslosigkeit riskieren sie unter schwierigsten Umständen ihr Leben. Aus Sicht der Behörden stellen Kolber und Kesibkar ein Sicherheitsrisiko dar. Im Zuge dessen verhängte das iranische Regime 2018 ein Verbot über den Grenzhandel. Kurz darauf brachen überall im Iran und Rojhilat Proteste und Aufstände aus. An den Demonstrationen gegen die Wirtschaftspolitik des Regimes hatten sich auch Gewerbetreibende und Studierende beteiligt.