Moini: Kurden sind stärkste und organisierteste Kraft im Iran

Der Ko-Vorsitzende der ostkurdischen PJAK, Siamand Moini, erklärt in Hinsicht auf die Entwicklungen im Iran und der Region stellten die Kurden die stärkste und organisierteste Kraft dar.

Die Nachrichtenagentur RojNews führte mit dem Ko-Vorsitzenden der Partei für ein freies Leben Kurdistan (PJAK), Siamand Moini, ein Interview zu den aktuellen Entwicklungen im Iran und Rojhilat (Ostkurdistan).

Wie bewerten Sie die Situation im Iran und Ostkurdistan?

Der Iran steht unter einem ökonomischen Embargo. Das ist keine für den Iran normale Phase. Die Entwicklungen von heute sind die Konsequenzen aus einer vierzigjährigen Politik im Iran und in Rojhilat. Die Situation im Iran und in Rojhilat wird von Tag zu Tag schlechter. Das Embargo bedroht die ökonomischen, politischen, internationalen und diplomatischen Beziehungen des Iran. Diese Situation schafft für die Völker die Gelegenheit, nach 40 Jahren Diktatur die Freiheit zu gewinnen. Die Revolution von 1979 könnte dann wieder dort, wo sie liegen geblieben ist, aufgenommen werden und ihre Ziele erreichen.

Wie sind die Vorbereitungen der Kräfte in Rojhilat gegenüber den politischen Entwicklungen im Iran?

Die Kurden sind der Grundfaktor zur Veränderung des nationalstaatlichen Systems der Region. Es geht dabei nicht nur um den Iran, die Kurden haben ihre Rolle bei der Krise des Nationalstaats in der Türkei, in Syrien und im Irak gezeigt. Die Kurden haben in dieser Phase Lösungsvorschläge für die Probleme des Mittleren Ostens und des Iran hervorgebracht. Sie sind die organisierteste und stärkste Kraft im Iran. Unter den Forderungen nach Frieden, Freiheit und Gleichheit konnten sie eine Form der nationalen Einheit herstellen. In diesem Sinne können die Kurden für viele Bewegungen im Iran eine Avantgarde darstellen.

Was sind nach Ihrer Meinung nach die Aufgaben der Kurden in Rojhilat und die der Opposition im Iran?

Wichtig ist, dass die Kurden politisch, organisatorisch und in weiteren Bereichen eine Einheit bilden. Die Einheit der Kurden angesichts der aktuellen Entwicklungen im Iran auf einer gemeinsamen Grundlage wird die Position der Kurden für die Zeit nach dem iranischen Regime stärken. Ich bin davon überzeugt, dass die Kurden sehr gute Chancen haben, ihre Ziele zu erreichen. Alle politischen Kräfte müssen sich daher gegenseitig unterstützen.

Welche Projekte haben Sie in Bezug auf die Einheit der kurdischen Kräfte?

Wir haben ein Zehnjahresprojekt zur Stärkung der politischen Kräfte in Rojhilat vorgestellt. Zu diesem Projekt haben wir die Mehrheit der Parteien in Rojhilat eingeladen. Gleichzeitig haben wir dies auch in der Öffentlichkeit kommuniziert und über Grundlagen des Treffens berichtet. Eine dieser Grundlagen ist, dass es keine Parteimilizen mehr geben soll. Wir brauchen eine nationale Kraft, um unsere Errungenschaften zu verteidigen. Wir müssen die Botschaft an die faschistischen Staaten und seine Kollaborateure aussenden, dass die Kurden im politischen Bereich stärker geworden sind und bis zum Sieg weitermachen werden.

Wie wurden dieses Treffen und Ihr Projekt in Rojhilat aufgenommen?

Wir können aufgrund der Vorschläge der Parteien auf dem Treffen Änderungen an dem Projekt vornehmen und es so bereichern. Wir haben dieses Projekt alleine als PJAK vorgestellt. Als Ergebnis unseres Dialogs kann die Grundlage unseres Projekts erweitert oder andere Punkte können gestrichen werden. Aber jeder sollte wissen, wir haben unser Projekt im Gedanken an die politischen Interessen Kurdistans vorbereitet. Einer der wichtigen Punkte ist es, Parteienvertreter zu benennen und zusammen auf der Grundlage einer „nationalen Einheit“ zu arbeiten. In Rojhilat werden diese Arbeiten im Namen der kurdischen Parteien durchgeführt. Es geht nicht um eine Kraft, die im Besitz einer Partei ist, sondern um eine gemeinsame, organisierte Kraft, welche unsere Errungenschaften schützen kann. Wir wollen nicht mehr, dass junge Menschen zum Opfer der Probleme der einen Partei mit der anderen werden. Kurdistan hat eine sechzigjährige Erfahrung und wir müssen nun auf dieser Grundlage zu einem Ergebnis kommen. Ein Negativbeispiel ist, wie die südkurdische Regierung im Namen der Kurden ein Unabhängigkeitsreferendum durchsetzt und anschließend die Hälfte Kurdistans an die Besatzer übergibt. Was ist das für ein Kurdentum, bei dem man so einfach die Hälfte des Landes an die Besatzer abgegeben kann? Deswegen ist es wichtig, dass in dieser Phase die freien und patriotischen Kurdinnen und Kurden ihre Forderungen vorbringen und für den Schutz ihrer nationalen Werte kämpfen.

Was steht einer solchen Einigung entgegen?

Die Partikularinteressen der Parteien, die auf individuellen und ökonomischen Interessen aufbauenden politischen Parteien verhindern eine Annäherung. Wir sagen nicht, alle Kurden müssen gleich denken. Aber die Kurden können gerade in dieser besonders historisch-dynamischen Zeit wichtige gemeinsame Schritte gehen, um den Chauvinismus zu schwächen und die Besatzer aus Kurdistan zu verdrängen. In einem demokratischen System kann das Volk selbst entscheiden, während die Parteien verschiedene Paradigmata vorschlagen können.

Die momentane Phase ist sehr sensibel. Dessen muss man sich bewusst sein. Wenn ich von politischen Parteien spreche, dann meine ich nicht die Sklaven der Regierung. Manche Parteien sind zu Werkzeugen der Regierung geworden. Sie stellen eine Vorhut der Türkei und des Irans dar.

Die Politik im Süden ist nicht an den nationalen Interessen orientiert. Sie dient den Besatzern Kurdistans und verlängert deren Leben. Dieses System liegt in den letzten Atemzügen. Deshalb ist ein neues Beispielprojekt nicht nur für den Iran, sondern auch für den Irak und die ganze Region unabdingbar. Die ganze Region kann zu einem Modell der Demokratie werden und so können auch Freiheit und Gleichheit umgesetzt werden.