Iranisches Paramilitär erschießt Kolber in Bazîd
Iranische Revolutionsgarden haben im nordkurdischen Bazîd auf eine Gruppe Kolber geschossen. Ein Grenzhändler wurde getötet, vier weitere wurden in den Iran verschleppt.
Iranische Revolutionsgarden haben im nordkurdischen Bazîd auf eine Gruppe Kolber geschossen. Ein Grenzhändler wurde getötet, vier weitere wurden in den Iran verschleppt.
Paramilitärs des iranischen Regimes haben im türkisch-iranischen Grenzgebiet das Feuer auf eine Gruppe kurdischer Kolber eröffnet. Ein Lastenträger wurde bei dem Angriff erschossen, vier weitere sind von den Revolutionsgarden festgenommen und auf iranisches Staatsgebiet nach Çardêran (auch Qere Êynî/Tschaldiran) in Ostkurdistan verschleppt worden.
Der Vorfall ereignete sich bereits Mittwochnacht im Dorf Belasor (Kızılkaya) in der nordkurdischen Stadt Bazîd (Doğubayazıt, Provinz Agirî/Ağrı). Bei dem getöteten Kolber handelt es sich um Haşim Tilaver. Vermutlich wäre er nicht verblutet, wenn er nicht über einen längeren Zeitraum von Revolutionsgarden am Tatort festgehalten worden wäre. Erst nach mehreren Stunden hätten die Paramilitärs einen Krankenwagen aus dem Iran angefordert, um den Kolber in ein Krankenhaus in Çardêran zu bringen, erklärten Augenzeugen.
Augenzeugen: Beschuss ohne Vorwarnung
Vier weitere Kolber aus der Gruppe, bei denen es sich Yunus Tilaver, Samet Tilaver, Yusuf Yiğit und Nevzat Yiğit handelt, sind unterdessen auf iranisches Staatsgebiet verschleppt worden. Nach Angaben ihrer Angehörigen werden sie weiterhin in Çardêran festgehalten. Ob und wann sie an die Türkei überstellt werden, ist unklar. Der Leichnam des getöteten Kolbers Haşim Tilaver wird vermutlich am Samstag freigegeben. Die Angehörigen haben angekündigt, sich in den frühen Morgenstunden zur Grenze zu begeben.
Was sind Kolber?
Der Begriff Kolber oder „Kolbar“ setzt sich aus den kurdischen Begriffen kol (Rücken) und ber/bar (Last) zusammen. Die Kolber leben davon, Lasten über die gefährlichen Grenzen in Kurdistan zu bringen. Dabei handelt es sich vor allem um Zigaretten, Handys, Decken, Haushaltswaren, Tee und selten auch Alkohol. Sie benutzen diese gefährlichen Wege, um über den Handel zwischen dem Dreiländereck Türkei-Iran-Irak ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Waren werden in Handelszentren wie Teheran zu sehr hohen Preisen verkauft. Die Kolber, die ihr Leben für diese Arbeit aufs Spiel setzen, erhalten nur einen minimalen Tagelohn und werden immer wieder zum Ziel extralegaler Hinrichtungen durch das iranische Regime. Der stellvertretende iranische Innenminister Hossein Zolfaghari hatte Ende vergangenen Jahres Kolber und Grenzhändler (Kesibkar) als gleichwertig mit Terroristen bezeichnet und ihre Tötung gerechtfertigt.