Gefangene werden zum Singen der Nationalhymne gezwungen

Die Ko-Vorsitzende des Gefangenensolidaritätsvereins MED TUHAD-FED, Emine Kaya, berichtet, dass politische Gefangene in der Türkei dazu gezwungen werden, die Nationalhymne zu singen. Weigern sie sich, dann werden sie gefoltert.

Immer neue Meldungen von Folter und Übergriffen gegen politische Gefangene in türkischen Gefängnissen erreichen die Öffentlichkeit. Die Ko-Vorsitzende der Gefangenenhilfsorganisation MED TUHAD-FED, Emine Kaya, berichtet beginnend mit dem Gefängnis von Kırıkkale über schwerste Rechtsverletzungen in den Gefängnissen im letzten Monat: „Die Repression dauerte mit Folter und Verlegungen [in weit vom Heimatort entfernte Gefängnisse] weiter an. Viele Familienangehörige meldeten sich bei uns wegen Schlägen und Folter. Auf den Stationen werden ohne Begründung Razzien durchgeführt und Gefangene gefoltert. Gefangene werden gezwungen, die Nationalhymne zu rezitieren. Als die Gefangenen sich weigerten, wurden sie körperlich gefoltert. Es gab dabei Verletzte.“


Kaya berichtet außerdem von Zellenrazzien durch die Armee in Sêwreg (tr. Siverek) in der Provinz Riha (Urfa): „Obwohl es verboten ist, drangen sie in die Zellen ein. Sie verprügelten die Gefangenen. Nur die Wachen der Haftanstalt dürfen eine solche Durchsuchung durchführen, aber jetzt schicken sie Soldaten. Nach dieser Razzia waren 14 Gefangene mit Corona infiziert. Im Gefängnis von Beşiri wurden die Gefangenen aufgefordert, sich in Reihen zur Zählung aufzustellen. Als die Gefangenen dies verweigerten, wurden sie geschlagen.“

Kaya ordnet die Repression in den Kontext der Isolationspolitik auf Imrali ein und schließt: „Die Isolation von Abdullah Öcalan und die mit ihr zusammenhängende Politik richtet sich heute gegen alle politischen Gefangenen. Das gilt auch für die kranken Gefangenen. Daher ist unsere Forderung, die Isolation sofort aufzuheben und die Repression in den übrigen Gefängnissen zu beenden.“

Im Oktober waren bereits schwere Übergriffe aus dem Gefängnis in Şirnex gemeldet worden, bei denen Gefangene teilweise Knochenbrüche erlitten hatten.