Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen steigt in der Türkei weiterhin rasant an. Die US-amerikanische Johns-Hopkins-Universität verzeichnete am Freitagabend 78.546 Infizierte, was einem Plus von 4.353 entspricht. Auch die Zahl der Covid-19-Toten ist angestiegen. Mittlerweile sind 1.769 Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben. Am Vortag waren es noch 1.643 Personen. Damit liegt das Land auf Platz neun der am schwersten von der Krise betroffenen Länder. Aber nur bisher: Denn in der Türkei steigen die Zahlen sprunghaft. Seit dem 1. April hat sich die Anzahl der Corona-Fälle vervierfacht.
Auch in den türkischen Gefängnissen grassiert der Erreger der neuartigen Lungenkrankheit. Offiziellen Angaben zufolge hätten sich bislang lediglich 17 Gefangene aus fünf Haftanstalten mit Corona angesteckt, drei Häftlinge seien ums Leben gekommen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch um einiges höher liegen. Darauf machen auch immer häufiger Menschenrechtsorganisationen aufmerksam.
Die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) meldet nun unter Berufung auf Gefangenenangehörige, dass mehr als zwei Dutzend politische Gefangene im L-Typ-Gefängnis in der Stadt Rize am Schwarzen Meer teils schwere Corona-Symptome zeigen. Nach Angaben des Gefangenen Umut Savaş Koçyiğit seien sogar alle 26 Zelleninsassen betroffen. Die Gefangenen klagen demnach über Husten mit blutigem Auswurf, Fieber, Schnupfen und Schüttelfrost. Einige der Gefangenen weisen die Symptome offenbar seit einer Woche auf, andere erst seit wenigen Tagen. Einen Gefangenen habe man auf die Krankenstation gebracht, aber ohne gesundheitsfördernde Maßnahmen sei er wieder zurück in die Zelle verlegt worden. „Man sagte ihm, er sei leicht verschnupft. Wir wissen gerade nicht, was mit uns passiert. Zu allem Überfluss stürmen jeden Tag gleich mehrere Wachpersonen unsere Zelle, und zwingen uns zum militärischen Zählappell“, zitiert MA die über ein Telefonat mit seinem Vater gemachten Angaben von Koçyiğit.