Cizîr: Elektroschocks in Polizeigewahrsam

Der DBP-Mitarbeiter Azad Polat ist in der Polizeidirektion von Cizîr mit Elektroschocks gefoltert worden. Er wurde nackt fotografiert und mit Veröffentlichung der Fotos und Vergewaltigung bedroht, weil er das Kennwort seines Telefons nicht preisgab.

Azad Polat arbeitet für die Partei der demokratischen Regionen (Demokratik Bölgeler Partisi, DBP) und ist am 18. März in der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) festgenommen worden. Er wurde vier Tage in der Polizeidirektion von Cizîr (Cizre) festgehalten und in dieser Zeit unter anderem mit Stromschlägen gefoltert. Er wurde nackt fotografiert und es wurde ihm damit gedroht, die Fotos im Internet zu veröffentlichen.

Von seiner Festnahme berichtete Polat gegenüber der Nachrichtenagentur MA, dass er bei einer Straßenkontrolle festgenommen und in Handschellen zur Polizeidirektion gebracht wurde. Der Grund für die Festnahme wurde ihm nicht genannt. Die Polizei forderte das Kennwort seines Telefons, was er verweigerte. Daraufhin schlug ihm ein Polizist ins Gesicht. Er wurde ins erste Stockwerk gebracht, wo mehrere Polizisten auf ihn einprügelten, ihn zu Fall brachten und sich auf ihn stellten. Diese Prozedur dauerte etwa 25 Minuten an.

Vergewaltigt ihn“

Anschließend wurde er von einer anderen Gruppe Polizisten in einen Raum gebracht, wo er erneut zur Herausgabe seines Kennworts aufgefordert wurde. Als er ablehnte, gab ein Polizist den Befehl: „Bringt ihn weg und vergewaltigt ihn.“ Polat wurde in den Keller geführt und entkleidet. Sein Hemd wurde über seinen Kopf gezogen, so dass er nichts sehen konnte. Er wurde mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen, wieder wurde auf ihm herumgetrampelt. „Ich konnte die Folterer nicht sehen. Dann haben sie mir Stromschläge am Rücken verpasst. Ich wurde nackt fotografiert und mir wurde gedroht, dass die Bilder im Internet veröffentlicht werden. Die Folter dauerte insgesamt zwei Stunden. Der einzige Grund war meine Weigerung, ihnen mein Kennwort zu nennen“, so Azad Polat.

Am nächsten Tag wurde er mit Hämatomen im Gesicht und am Körper zur routinemäßigen Gesundheitskontrolle ins Krankenhaus gebracht. Der Arzt sagte, er könne keine Folterspuren erkennen. Auch am zweiten und dritten Tag wurde ihm kein Attest ausgestellt. Am vierten Tag hatte ein anderer Arzt Dienst und attestierte Verletzungen an Fuß, Rücken, Nase und Augen. Danach wurde er zum Gericht gebracht. Bei der staatsanwaltschaftlichen Anhörung berichtete er von der erlittenen Folter. „Obwohl ich dem Staatsanwalt zwei Stunden lang erzählte, dass ich gefoltert wurde und sogar ein Attest darüber vorliegt, beantragte er Meldeauflagen und ein Auslandsverbot gegen mich. Vor Gericht wiederholte ich, was ich erlebt hatte. Außerdem sagte ich, dass die Meldeauflagen mich an der Arbeit hindern würden. Das Gericht ließ mich sofort frei.“

Nach seiner Freilassung hat sich Azad Polat mit einem Unterstützungsantrag an den Menschenrechtsverein IHD in Amed (Diyarbakir) gewandt.