Aktionstag der Seebrücke für Aufnahme von Flüchtlingen

Tausende Menschen in dutzenden Städten beteiligten sich am Sonntag am Aktionstag für die Evakuierung der griechischen Lager. Die Kampagne unter dem Motto „Wir hinterlassen Spuren – Leave No One Behind“ wurde von zahlreichen Organisationen initiiert.

Als Ergebnis der europäischen Abschottungspolitik harren zehntausende Schutzsuchende in griechischen Lagern unter katastrophalen Bedingungen aus, und keiner kümmert sich um sie. Selbst die Bereitschaft zur Aufnahme von 1.600 unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten scheint vergessen. In Zeiten der Pandemie werden die Grenzen hochgezogen. Solidarität gilt allenfalls der Oma von nebenan. Die Daseinsfürsorge des Staates hat selbst in der eigenen Gesellschaft kläglich versagt. Nationale Egoismen haben Hochkonjunktur. Wer denkt an Moria, wenn steigende Infektionszahlen und sinkende Börsenkurse die Schlagzeilen bestimmen?

Die Initiative Seebrücke wollte im Verbund mit Fridays for Future, Ende Gelände, der interventionistischen Linken und zahlreichen weiteren Organisationen mit dem Aktionstag den Blick der Öffentlichkeit auf die Schutzsuchenden in den griechischen Lagern lenken. Dort leben die Menschen in überfüllten Lagern, ohne feste Unterkunft und unter miserablen hygienischen Umständen. Sie haben keine medizinische Versorgung und sind der Ansteckungsgefahr von Covid-19 ausgesetzt. Unter dem Motto „Wir hinterlassen Spuren – Leave No One Behind“ forderten deshalb am Sonntag Tausende Menschen in dutzenden Städten die Evakuierung der griechischen Lager.

In Zeiten der Pandemie und des Versammlungsverbots mussten neue Protestformen entwickelt werden. Die Organisatoren nahmen die Maßnahmen zum Infektionsschutz sehr ernst und achteten darauf, dass die Abstandsregeln eingehalten wurden. Deshalb forderten sie auf, einzeln im Minutentakt an Rathäusern, Marktplätzen oder anderen Orten vorbei zu laufen und dabei farbige Fußabdrücke, Schuhe und Botschaften zu hinterlassen. Diese Spuren im öffentlichen Raum sollen gerade in der Coronakrise verdeutlichen, dass Solidarität und Schutz der Gesundheit allen Menschen zuteilwerden muss.

In einigen Städten wurde der Protest entweder schon im Vorfeld untersagt oder vor Ort von der Polizei mit Anzeigen und Bußgeld-Androhungen beantwortet. Dennoch ließen sich die Aktivist*innen nicht einschüchtern. Sie sagen: „Unser Protest ist legitim. Mit Kreide auf Straßen zu malen ist kein Verbrechen, Menschen ohne Schutz in Lagern festzuhalten schon! Wir kommen und wir kommen wieder. Bis die Inseln evakuiert sind. Wir lassen niemanden zurück. Es ist und bleibt notwendig, auf die unmenschliche Situation an den EU-Außengrenzen aufmerksam zu machen. Im Fall von Repression stehen wir zusammen.“