Zwangsverwalter zerstört Gedenken an ermordeten Journalisten

In der nordkurdischen Stadt Amed trägt eine Straße den Namen des 1992 von Kontras ermordeten Journalisten Hafız Akdemir. Der Zwangsverwalter der Stadt ließ nun die Namensschilder entfernen.

Am 8. Juni 1992 fiel der Journalist Hafız Akdemir, der für die Zeitung Özgür Gündem arbeitete, einem vom „tiefen Staat“ in Auftrag gegebenen Mordanschlag zum Opfer. Die Stadtverwaltung von Amed-Sûr (türk. Diyarbakır-Sur) benannte die Straße, in der der Mord geschah, in Hafız-Akdemir-Straße um und brachte ihm zu Ehren eine Gedenktafel an. Nun wurde das Schild durch den türkischen Zwangsverwalter der kurdischen Stadt zensiert und ausgetauscht. Am Eingang der Straße hing eine Gedenktafel, auf der es hieß: „Der Journalist Hafiz Akdemir war für seine Arbeit bei der Zeitung Özgür Gündem zum Thema Morde unbekannter Täter bekannt. Im Juni 1992 wurde Akdemir von Unbekannten auf offener Straße erschossen.” Der anstelle des verhafteten Bürgermeisters Selçuk Mızraklı ernannte Zwangsverwalter ließ den Namen „Özgür Gündem“ entfernen. Auf dem neuen Schild steht nur noch „eine Zeitung", von Akdemirs Recherchen zum Thema „Morde unbekannter Täter" ist nicht mehr die Rede.

Bereits am Jahrestag des Todes des Journalisten mussten Angehörige des Ermordeten feststellen, dass der Grabstein in Licê (türk. Lice) in der Provinz Amed entfernt worden war.