Zwangsverwalter lässt Bibliothek in Sêrt abreißen
Der Mitte Mai vom türkischen Innenminister berufene Zwangsverwalter der kurdischen Stadt Sêrt hat die nach Celadet Elî Bedîrxan benannte Bibliothek abreißen lassen.
Der Mitte Mai vom türkischen Innenminister berufene Zwangsverwalter der kurdischen Stadt Sêrt hat die nach Celadet Elî Bedîrxan benannte Bibliothek abreißen lassen.
Der auf Beschluss des türkischen Innenministeriums am 15. Mai als Zwangsverwalter ins Rathaus der nordkurdischen Provinzhauptstadt Sêrt (türk. Siirt) versetzte Gouverneur Ali Fuat Atik hat die nach Celadet Elî Bedîrxan benannte städtische Bibliothek in der Güres Caddesi abreißen lassen.
Die Bibliothek war bereits 2016 Thema des öffentlichen Interesses, als der damalige Zwangsverwalter das kurdischsprachige Schild am Eingang und alle kurdischen Bücher entfernen ließ. Das Schild wurde wieder angebracht, nachdem die HDP bei den Kommunalwahlen im vergangenen März den Sieg davongetragen hatte.
Mit welcher Begründung der Abriss der Bibliothek angeordnet wurde, ist nicht bekannt. Der als staatlicher Treuhänder eingesetzte Gouverneur hatte als erste Amtshandlung Fotos von Staatspräsident Tayyip Erdogan und Innenminister Süleyman Soylu in seinem Zimmer aufhängen lassen. Als nächster Schritt wurden trotz bestehendem Kündigungsschutz zehn städtische Arbeiter entlassen.
Die gewählten Ko-Bürgermeister*innen Berivan Helen Işık und Peymandara Turhan der Demokratischen Partei der Völker (HDP) wurden vom türkischen Innenministerium suspendiert und nach vier Tagen in Polizeigewahrsam unter Hausarrest gestellt.
Der kurdische Intellektuelle Celadet Elî Bedîrxan war Herausgeber der erstmalig 1932 in Damaskus erschienenen Zeitschrift Hawar.