Zivilist bei Drohnenschlag getötet
Die Verteidigungskräfte Ostkurdistans (YRK) haben den Luftschlag auf ein Dorf nahe Şarbajêr verurteilt und die Türkei verantwortlich gemacht. Der Angriff reihe sich ein „in eine lange Kette von Kriegsverbrechen“, die der türkische Besatzerstaat infolge einer unmenschlichen Ignoranz der internationalen Gemeinschaft angesichts der Realität in Kurdistan Tag für Tag verübe, erklärte die Generalkommandantur der Guerillaorganisation am Montag in einer Mitteilung.
In der Nacht zum Sonntag war es in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) zu einem der Türkei zugeschriebenen Luftangriff auf ein Haus im Dorf Gelale gekommen. Dabei wurde ein Zivilist mit dem Namen Mihemed Seîd getötet. Nach Informationen der christlichen Friedensinitiative Community Peacemaker Teams hielt sich der etwa 30-Jährige allein in dem Gebäude auf, als es mutmaßlich von einer Kampfdrohne bombardiert wurde. Die Eltern des Mannes sowie Bekannte hatten das Dorf erst kurz zuvor wieder verlassen und waren in ihr Stadthaus in Silêmanî (Sulaimaniyya) zurückgekehrt. Seit Jahresbeginn sind mindestens fünf Zivilisten in Südkurdistan bei türkischen Luftangriffen ermordet worden.
Die Ortschaft Gelale, die sich an den Ausläufern des Asos-Gebirges in der Gemeinde Mawet befindet, gehört verwaltungstechnisch zur Stadt Şarbajêr im Norden des Gouvernements Silêmanî und liegt gut 200 Kilometer vom türkischen Staatsgebiet entfernt. Dennoch greift die türkische Armee die Gegend unter dem Deckmantel der „Selbstverteidigung“ immer wieder mit Kampfflugzeugen oder Drohnen an. Die YRK gaben an, dass durch den Angriff vom Wochenende insgesamt drei Häuser in Gelale zerstört worden seien – neben dem der Familie Seîd soll auch von zwei benachbarten Gebäuden nur noch Schutt und Asche übrig sein.
„Dass dieser Angriff am Jahrestag des Anfal-Genozids verübt worden ist, zeugt von der Mentalität des türkischen Verbrecherstaates, der im Kern den Völkermord aller Kurdinnen und Kurden anstrebt“, betonten die YRK. Bombenterror gegen Dörfer und Siedlungsgebiete sei Teil des langfristigen Plans, Kurdistan zu entvölkern. „Doch trotz aller Angriffe und Massaker beharrt unser Volk darauf, in seine Dörfer zurückzukehren. Wir unterstützen das kurdische Volk dabei. Den Angehörigen von Mihemed Seîd sprechen wir als YRK unser Mitgefühl aus“, so die Organisation.
Wer sind die YRK?
Die YRK (Yekîneyên Rojhilatê Kurdistanê, dt. Einheiten Ostkurdistans) sind wie die HPJ (Hêzên Parastina Jin, dt. Frauenverteidigungskräfte) die Guerillaarmeen der Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK). Sie leisten Widerstand für Autonomie und kämpfen gegen die Unterdrückung der kurdischen Gesellschaft in Rojhilat durch das iranische Regime. Eines ihrer Basislager liegt an den Hängen des Asos. Die türkische Armee unterscheidet bei ihren völkerrechtswidrigen Luftangriffen nicht zwischen zivilen und militärischen Zielen und bombardiert die hunderte Kilometer vom türkischen Staatsgebiet entfernte Region regelmäßig. Ende Januar war schon einmal ein Haus in Gelale von der türkischen Armee gezielt angegriffen worden. Verletzt wurde niemand, da sich zum Zeitpunkt der Attacke keine Menschen vor Ort befanden. Von dem Gebäude waren allerdings nur noch Trümmer übrig. Bei einer Luftangriffswelle zu Beginn des Jahres war es in den Dörfern von Mawet und Umgebung zu massiver Zerstörung ziviler Infrastruktur gekommen, ebenfalls durch fliegende Killermaschinen des türkischen Staates.