Vom 15. August 1984 bis Heftanîn 2020

Die YJA-Star-Kommandantin Berfîn Nurhak zieht eine historische Linie vom Beginn des bewaffneten Kampfes der PKK am 15. August 1984 bis zum Widerstand gegen die türkische Invasion in Heftanîn heute.

Berfîn Nurhak ist eine der Kommandantinnen der Frauenguerilla YJA-Star. Im ANF-Gespräch redet sie über die Bedeutung des 15. August für den heutigen Kampf. Am 15. August 1984 hatte eine Guerillaeinheit unter der Führung von Mahsum Korkmaz (Egîd) eine Kaserne der türkischen Militärpolizei im nordkurdischen Dih (türk. Eruh) angegriffen. Ein Wachsoldat und ein Offizier kamen ums Leben, Verluste der Guerilla gab es nicht. Über den Lautsprecher einer Moschee wurde anschließend die Gründungserklärung der HRK (Hêzên Rizgarîya Kurdistan) verlesen. Berfîn Nurhak sagt zu der Bedeutung des Beginn des bewaffneten Kampfes: „Der Widerstand unter der Führung von Kommandant Egîd war die Fortsetzung der Widerstandshaltung von Kemal Pir, Haki Karer und Hayri Durmuş. Er hat die Linie des aufopferungsvollen Kampfes der PKK mit seinem Engagement und Mut gestärkt und vertieft. Er hat die Samen des Widerstands gesät.“

Kemal Pir und Hayri Durmuş hatten am 14. Juli 1982 einen Hungerstreik im Gefängnis von Diyarbakir – der „Hölle von Amed” – aus Protest gegen die unmenschlichen Bedingungen in dem Militärgefängnis begonnen. Sie forderten das Ende der Folter, der eingeforderten Militärdisziplin und der Einheitskleidung. Die Aktion gilt der kurdischen Gesellschaft als „erster Funke des Widerstands” nach dem Militärputsch, mit der auch ein revolutionäres Zeichen an die Menschen außerhalb der Gefängnismauern gesetzt wurde, damit der Kampf gegen das türkische Unterdrückungsregime neu entfacht wird. 55 Tage nach Beginn des Todesfastens verlor der PKK-Kader Kemal Pir sein Leben. Die Gefangenen Mehmet Hayri Durmuş, Ali Çiçek und Akif Yılmaz starben ebenfalls im Verlauf der Aktion. Haki Karer ist eine zentrale Identifikationsfigur der kurdischen Befreiungsbewegung. Er war ein internationalistischer Mitstreiter Abdullah Öcalans aus Ordu in der Türkei und ist erste gefallene Kader der „Apoisten” – der PKK-Gründungsgruppe von Studierenden um den kurdischen Vordenker. Er wurde aufgrund eines Komplotts am 18. Mai 1977 ermordet.


Das Band der Genossenschaftlichkeit“

Die Guerillakommandantin Berfîn Nurhak erklärt weiter: „Das Band der Genossenschaftlichkeit, das in den Gründungstagen der PKK gewoben worden ist und dessen Teil auch Heval Egîd war, hat große Kraft und Verbundenheit geschaffen. Auch unser Freund Egîd hat seine Kraft aus dieser Kultur gezogen.“

Die Linie der Befreiung

Nurhak unterstreicht, dass die Frauenbefreiung für den PKK-Gründer Abdullah Öcalan immer ein zentrales Thema war: „Bereits damals war er davon überzeugt, dass Frauen in den Bergen kämpfen und eine Armee aufstellen können. Die Schaffung von Kommandantinnenpersönlichkeiten ist eng verbunden mit seiner Verbundenheit mit Frauen. Diese Haltung gibt uns auch heute noch viel Kraft.“

Von Dih nach Heftanîn

Nurhak ordnet den heutigen Widerstand von Heftanîn in diese Widerstandstradition ein und sagt: „Der Grund, warum die Guerilla auch solch heftigen Angriffen widersteht, liegt in der apoistischen Philosophie. Diese gibt ihnen die Kraft. Gleichzeitig gibt es das Erbe, dass uns Heval Egîd an der Front hinterlassen hat. Die Guerilla handelt auf der Grundlage dieses Erbes. Die Persönlichkeiten von Esmer, Nucan und Rustem, die in Heftanîn gefallen sind, sind die besten Beispiele dafür. Diese Linie wird weiterhin von Dih bis Heftanîn neue Heldinnen und Helden hervorbringen.“