Türkische Kampfdrohne bombardiert Xanesor

Eine Killerdrohne der türkischen Armee hat das ezidische Siedlungsgebiet Şengal bombardiert. Ziel des Angriffs war ein Gebäude im selbstverwalteten Städtchen Xanesor.

Die türkische Luftwaffe hat das ezidische Siedlungsgebiet Şengal bombardiert. Ziel des Drohnenangriffs am frühen Samstagnachmittag war ein Wohngebäude im selbstverwalteten Städtchen Xanesor. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, war zuletzt noch unklar. Der Autonomierat Şengals als Verwaltungsgremium hat sich bislang nicht geäußert, die Ermittlungen durch Sicherheitskräfte dauern an.

Eine Aufnahme einer Überwachungskamera zeigt den Einschlag eines Projektils oder einer Bombe in dem angegriffenen Gebäude. Am Himmel ist eine dicke schwarze Rauchwolke zu sehen. Xanesor liegt nördlich des Şengal-Berges nahe der syrischen Grenze. Die Region beherbergt hauptsächlich ezidische Einwohnerinnen und Einwohner, die meisten sind Überlebende des IS-Genozids von 2014.


Immer wieder ist Xanesor den Angriffen des türkischen Staates ausgesetzt. Im September war ein Fahrzeug der Widerstandseinheiten YBŞ in der Region von einer türkischen Drohne attackiert worden. Der Angriff war in der Nähe einer Basis der irakischen Armee erfolgt. Im Dezember wurde mit Merwan Bedel, dem Ko-Vorsitzenden der Exekutivkommission des Autonomierats von Şengal, eine langjährige Kernpersönlichkeit der Selbstverwaltungsstrukturen durch einen türkischen Drohnenangriff in Xanesor ermordet.

Zweiter Drohnenangriff in 24 Stunden

Am Freitagabend meldete die in Südkurdistan ansässige Nachrichtenagentur RojNews bereits einen Drohnenangriff auf Şengal. Gezielt wurde den Angaben nach auf ein Fahrzeug, das auf der Autobahn 47 in Höhe des südwestlich von Şengal-Stadt gelegenen Dorfes Cidalê (Jaddala) fuhr. In unmittelbarer Nähe des Angriffsortes befindet sich ein Kontrollpunkt der irakischen Armee. Auch hier ist weiter unklar, ob Menschen verletzt worden sind.

Foto via RojNews

Staatlicher Drohnenterror gegen Genozid-Überlebende

Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ kommt es seit 2017 vermehrt zu Luftschlägen durch türkische Kampfflugzeuge und Drohnen auf Şengal. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Repräsentant:innen und Einrichtungen des  Demokratischen Autonomierats von Şengal (MXDŞ) und der Selbstverteidigungseinheiten YBŞ/YJŞ, bei den Todesopfern handelt es sich hauptsächlich um Menschen aus der Zivilbevölkerung – oftmals Überlebende des IS-Genozids von 2014.