Sicherheitskräfte geben Erklärung zu Autobombenanschlag in Şengal ab
Wie die autonomen Sicherheitskräfte von Şengal mitteilen, ist der Hintergrund des Autobombenanschlags von Dienstagabend weiterhin unklar, es wird ermittelt.
Wie die autonomen Sicherheitskräfte von Şengal mitteilen, ist der Hintergrund des Autobombenanschlags von Dienstagabend weiterhin unklar, es wird ermittelt.
Die Sicherheitskräfte von Şengal (Asayîşa Êzdîxanê) haben sich zu dem Autobombenanschlag am Dienstagabend geäußert. Heci Xelef erklärte als Vertreter der Sicherheitskräfte gegenüber Journalist:innen: „Der Vorfall ereignete sich am gestrigen Abend um ungefähr 20 Uhr. Im Vorfeld sind die Asayîş über ein unbekanntes Fahrzeug im Viertel Hey Şuheda informiert worden. Weil das irakische Militär und die Polizei ihrer Aufgabe nicht nachkamen, sind wir losgegangen, um das Auto zu kontrollieren. Während der Kontrolle ist das Fahrzeug detoniert. Bei dem Vorfall sind drei Kollegen verletzt worden, zwei von ihnen schwer.“
Wie Xelef weiter ausführte, sei die Öffentlichkeit bei der Besichtigung des Fahrzeugs ferngehalten worden. Um den Vorfall aufzuklären, wurde ein Ermittlungsteam gebildet. Die Untersuchungsergebnisse sollen nach Abschluss der Ermittlungen öffentlich gemacht werden. Zum mutmaßlichen Hintergrund des Anschlags wies Xelef auf das unter internationaler Aufsicht zwischen Bagdad und Hewlêr am 9. Oktober 2020 geschlossene Abkommen zur Zukunft von Şengal hin und erklärte, dass die nach dem IS-Massaker von 2014 geflüchteten Menschen durch derartige Angriffe von einer Rückkehr abgehalten werden sollen.
Terror gegen Genozid-Überlebende
Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ kommt es seit 2017 vermehrt zu Angriffen durch türkische Kampfflugzeuge und Drohnen auf Şengal. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Einrichtungen, die unter dem Eindruck des IS-Genozids gegründet wurden – wie etwa der Demokratische Autonomierat Şengals (MXDŞ) oder die Selbstverteidigungseinheiten YBŞ/YJŞ – und ihre Repräsentant:innen. Bei den Todesopfern handelt es sich hauptsächlich um Menschen aus der Zivilbevölkerung – oftmals sind es Überlebende des Völkermords von 2014.
Zuletzt ist am 6. Oktober ein Vertriebenenlager auf der Hochebene Serdeşt im Şengal-Gebirge bombardiert worden. Getroffen wurde nur das Umland des Lagers für ezidische Vertriebene, es kam jedoch zu Sachschäden für die Zivilbevölkerung. Das Camp war in der Vergangenheit bereits zum Ziel von Killerdrohnen aus Ankara geworden.
Im September war es mehrfach zu gezielten Luftangriffen der Türkei gegen die YBŞ und ihre autonome Frauenorganisierung YJŞ gekommen, die unter anderem zur Verwüstung einer Wohnsiedlung im Dorf Til Ezer geführt hatten. Ende August waren zwei Kämpfer der Widerstandseinheiten bei einem Drohnenschlag des türkischen NATO-Staates in Şengal verletzt worden.