Türkische Luftwaffe bombardiert Akrê

Nahe der südkurdischen Stadt Akrê ist ein Siedlungsgebiet von Kampfflugzeugen der türkischen Luftwaffe bombardiert worden.

Wie die Nachrichtenagentur RojNews meldet, haben türkische Kampfflugzeuge erneut zivile Siedlungsgebiete in Südkurdistan bombardiert. Betroffen von den jüngsten Luftschlägen am Dienstag ist das Tal Guhane nahe der Gemeinde Dînarte. Die Region gehört verwaltungstechnisch zur Stadt Akrê, die im Gouvernement Dihok liegt.

Ob Menschen bei den Luftangriffen zu Schaden gekommen sind, ist noch unklar. Aufgrund der saisonalen Pflanz- und Erntezeit ist es allerdings möglich, dass sich Zivilisten auf ihren Anbauflächen aufhielten.

Seit einiger Zeit steigert die Türkei im Rahmen ihrer Besatzungsversuche ihre Angriffe auf südkurdisches Territorium. Vergangene Woche Montag warfen türkische Kampfflugzeuge Bomben über der umkämpften Bradost-Region ab, am selben Tag wurde auch der Berg Ehmed zwischen den Regionen Zînê Wertê und Zergelê in Qendîl angegriffen. In Zînê Wertê starben vor zwei Wochen drei Guerillakämpfer der Volksverteidigungskräfte HPG bei einem türkischen Luftangriff. Etwa zeitgleich bombardierte die Türkei das Flüchtlingslager Mexmûr. Bei diesem Angriff starben drei Zivilistinnen, die ihre Schafe weideten. Seit Tagen wird Mexmûr zudem von türkischen Aufklärungsdrohnen überflogen.

Die türkische Regierung behauptet, bei dem Füchtlingslager, das unter dem Schutz der Vereinten Nationen steht, handele es sich um ein „Militärcamp“ und Rückzugsraum der PKK. Seit vergangenem Juli unterliegt es einem strikten Embargo der PDK. Die Autonomieregierung in Hewlêr (Erbil) handelt im Schulterschluss mit Ankara und kriminalisiert ebenfalls die Bewohner*innen des Camps. Während die irakische Zentralregierung den Luftangriff auf Mexmûr verurteilte und Respekt vor der Souveränität des Irak forderte, handelt es sich nach Auffassung von Barzanî um legitime Aktivitäten der Türkei in Südkurdistan.

Droht ein „Bruderkrieg“?

In Südkurdistan bahnt sich aktuell ein innerkurdischer Konflikt an. Viele Kreise sprechen bereits von einem zweiten „Bruderkrieg“. Die Eskalation wurde durch eine in enger Kooperation mit der Türkei erfolgte Truppenstationierung der Barzani-Partei PDK in Zînê Wertê ausgelöst. Der Standort ermöglicht die Kontrolle über den Zugang in das Guerillagebiet im Qendîl-Gebirge, was für die PKK einer Kriegserklärung gleichkommt.