Tageszentrum für Kinder mit Behinderung in Camp Mexmûr

25 Kinder und Jugendliche mit Autismus-Symptomen und Down-Syndrom werden im Tageszentrum „Hêvî” im selbstverwalteten Camp Mexmûr in Südkurdistan betreut. Die Bielefelder „Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan” unterstützt das Projekt.

Im September 2018 wurde im Flüchtlingscamp Mexmûr in Südkurdistan das Tageszentrum „Hêvî” (Hoffnung) für Kinder mit Behinderung gegründet. 25 Kinder und Jugendliche mit Autismus-Symptomen, Down-Syndrom und besonderen Bedürfnissen erhalten hier eine ganztägige pädagogische, feinmotorische und psychologische Betreuung. Weiterer Schwerpunkt des Projekts, das vom Gesundheitszentrum und Volksrat des selbstverwalteten Camps unterstützt wird, ist es, das Bewusstsein der Bevölkerung hinsichtlich der Kinder und Jugendlichen mit Behinderung zu sensibilisieren und ihre Familien zu entlasten.

Die Menschen im südkurdischen Flüchtlingscamp Mexmûr haben eine gemeinsame Geschichte: Sie sind alle im Zuge der Dorfräumungen in den neunziger Jahren vom türkischen Staat aus ihrer Heimat vertrieben worden. Ihre Flucht endete nach vielen Zwischenstationen vor zwanzig Jahren in der Wüste nahe der Großstadt Hewlêr (Erbil). Hier wurde unter dem Schutz der Vereinten Nationen ein Flüchtlingslager errichtet, das sich selbst verwaltet und über eigene Schulen, eine eigene Gesundheitsversorgung, Kultur- und Frauenzentren verfügt.

Die Kinder und Jugendlichen im Tageszentrum „Hêvî” werden unentgeltlich von acht Psycholog*innen betreut. Sie lernen dort die grundlegenden Abläufe ihres Alltags und gehen gemeinsam im lebenspraktischen, kreativ-kulturellen und sportlichen Bereich unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten nach. Dabei werden die Kinder entsprechend ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten gefördert und erhalten individuelle Zuwendung, um ihre bestmögliche Entwicklung zu unterstützen.

Keine internationalen Hilfen trotz UN-Schutz

Die „Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan” unterstützt das Tageszentrum im Camp Mexmûr und beteiligt sich aktuell mit einer Kampagne an der Einrichtung verschiedener Funktionsräume und der Anschaffung entwicklungsgemäßer und -fördernder Spiel- und Lernmaterialen. Emine Gözden, die Vorsitzende des Bielefelder Vereins, befindet sich seit zwei Wochen vor Ort in Mexmûr.

Wie Gözden erklärt, habe sich das selbstverwaltete Camp trotz der schwierigen Lebensbedingungen aller das Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche mit Behinderungen entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention zu fördern, um ihre volle und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten. Gözden prangert allerdings an, dass keine internationalen Hilfen in das Camp fließen, obwohl es seit 1998 unter dem Schutz des UNHCR steht.

„Aus diesem Grund hat unsere Initiative eine Spendenkampagne ins Leben gerufen. Alle Spenden gehen direkt an das Tageszentrum. Wir wollen unsere Arbeit allerdings auf ganz Kurdistan ausweiten. Menschen mit Handicap sind nicht unvollkommen. Sie gehören wie wir zum Reichtum der Gesellschaft. Um dieses Bewusstsein zu schaffen, müssen wir uns und die Bevölkerung hinsichtlich der Menschen mit Handicaps sensibilisieren”.

Wer das Tageszentrum für Kinder und Jugendliche mit Behinderung im Camp Mexmûr unterstützen möchte, kann das über den Verein Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V. tun: