In den 1990er Jahren waren Tausende Menschen aufgrund der Repression des türkischen Staates gezwungen, ihre Dörfer in Nordkurdistan zu verlassen. Viele gingen nach Südkurdistan, wo nach langen Fluchtwegen und Aufenthalten in verschiedenen Camps 1998 das Flüchtlingslager Mexmûr gegründet wurde.
Dr. Medya Avyan vom Gesundheitskomitee Mexmûr ist seit vielen Jahren in der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung Südkurdistans aktiv. Gegenüber der Nachrichtenagentur RojNews äußerte sich die Ärztin, die ursprünglich aus Hamburg stammt und seit ungefähr 25 Jahren in Kurdistan lebt, zu den Entwicklungen im Gesundheitsbereich des Camps.
Dr. Medya verwies zunächst auf die schwierigen Lebensumstände von Mexmûr. Das Lager, das später nach Rustem Cûdi, einem 2011 bei einem türkischen Luftangriff ums Leben gekommenen Mitglieds des KCK-Exekutivrats benannt wurde, befindet sich in der Nähe von Hewlêr (Erbil) in einer wüstenähnlichen Umgebung. Die Camp-Bewohner hätten lange Zeit ums Überleben kämpfen müssen, so Dr. Medya. Von dem allgemeinen Mangel an lebensnotwendigen Gütern sei auch der Gesundheitsbereich betroffen gewesen, erzählt sie.
„Ab Mai ist es in Mexmûr sehr heiß. Außerdem gab es nur verunreinigtes Wasser, das die Menschen trinken mussten. Sauberes Trinkwasser gab es in zwölf Kilometern Entfernung und auf dem Transport wurde es warm. Jede Nacht wurden Menschen von Skorpionen gestochen. Daher kamen täglich viele Menschen ins Krankenhaus. Was wir Krankenhaus nannten, war eigentlich nur ein Zelt.“
Bei 39 Geburten dabei gewesen
„Wir hatten damals keine Geburtsstation, sondern gingen zu den Frauen nach Hause. Ich war bei 39 Geburten in Mexmûr dabei. Die erste Zeit im Lager war sehr hart, aber inzwischen ist viel aufgebaut worden. Wir hatten große Probleme bei der Behandlung der Kinder, die wegen Skorpionstichen zu uns gebracht wurden. Viele zeigten Lähmungserscheinungen und es gab wenig, was wir für sie tun konnten. Wir versuchten, sie in die Stadt zu bringen und oft wurde der Strom abgeschaltet.“
Heutzutage gibt es mehrere Gesundheitseinrichtungen in Mexmûr, erzählt Dr. Medya. „Wir haben einen Gesundheitsrat, ein Gesundheitskomitee, die Gesundheitsversorgung der Selbstverwaltung und ein Krankenhaus. Auch unsere technische Ausrüstung hat sich sehr verbessert. Für autistische Kinder wollen wir eine Gesundheitsakademie einrichten. Im Gesundheitsbereich arbeiten wir an vielen Neuerungen. Die Bevölkerung von Mexmûr baut alles selbst auf und regiert sich selbst.“