Seit der Absetzung der Ko-Bürgermeister*innen von Amed (Diyarbakir), Wan (Van) und Mêrdîn (Mardin) am 19. August führen die HDP-Verantwortlichen den Protest auf den Straßen an. Am siebten Tag in Folge haben sich zahlreiche Abgeordnete der Partei im Stadtzentrum von Amed versammelt. Heute nehmen die Parlamentarier*innen Dersim Dağ, Saliha Aydeniz, Ayşe Acar Başaran, Semra Güzel, Hişyar Özsoy, Garo Paylan, Musa Farisoğulları, İmam Taşçı und Nimetullah Erdoğmuş am Protest gegen die Ernennung von regierungstreuen Statthaltern teil.

Neben Aktivistinnen der Frauenbewegung TJA und Mitgliedern der Partei der demokratischen Regionen (DBP) befindet sich auch der abgesetzte Ko-Bürgermeister von Amed, Adnan Selçuk Mızraklı, am Ort des Protests. Um 13 Uhr Ortszeit wollen sich die Teilnehmenden sich mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit wenden.

Am Samstag hatte sich im Namen der HDP Garo Paylan an die anwesende Presse gewandt. Paylan erklärte, dass sich Erdoğan und Bahçeli auf dem Pfad von Talat Paşa bewegen. „Dieser war verantwortlich für den Genozid an den Armeniern und hat das Osmanische Reich in den Abgrund gestürzt. Mehr als hundert Jahre später beschreiten Erdoğan und Bahçeli denselben Weg“, sagte Paylan.

Der HDP-Abgeordnete ergänzte: „Als die Wahlen von Istanbul annulliert wurden, haben wir nicht aus Liebe zur CHP oder zu İmamoğlu klare Stellung bezogen. Wir als HDP haben uns prinzipientreu auf die Seite der Demokratie gestellt. Wenn nun die Türkei und die Welt zur Absetzung der Bürgermeister schweigen sollte, wird Erdoğan weitere Verbrechen begehen. Alle Politiker werden dann in Gefahr sein. Wir als Bevölkerung von Amed stehen weiterhin aufrecht und werden die Treuhänder von hier verjagen. Jeder sollte seine Stimme gegen die Einsetzung der Treuhänder erheben.“

Während der von der HDP geführte Protest weitergeht, dauert die Polizeibelagerung des Rathauses in Amed weiter an. Das AKP-Regime hatte am 19. August  in Amed, Wan und Mêrdîn die rechtmäßigen Ko-Bürgermeister der HDP abgesetzt und an ihre Stellen Treuhänder ernannt. Am selben Tag waren mehr als 400 kurdische Aktivist*innen festgenommen worden.