Seit dem 19. August wird in Amed (Diyarbakir) gegen die Absetzung des rechtmäßig gewählten Oberbürgermeisters Adnan Selçuk Mızraklı (HDP) protestiert. Die 57-jährige Aklime Hanas nimmt jeden Tag an den Protesten teil. Bei einem Sitzstreik vor dem AZC Plaza erklärt sie ihre Wut über die erneute Einsetzung eines Zwangsverwalters in der kurdischen Metropole.
Aklime Hanas ist in den 1990er Jahren aus Licê in den Stadtteil Alipaşa in Amed gezogen, als der türkische Staat die kurdischen Dörfer niederbrannte. Jetzt ruft sie Parolen, singt Lieder und schüttelt die Faust: „Ich bleibe hier, notfalls bis ich sterbe.“
Wie lange sollen wir noch schweigen?
„Wie lange sollen wir noch schweigen?“, fragt Aklime und sagt: „Wenn wir zu der Zwangsverwaltung schweigen, werden bald auch noch Statthalter in unseren Familien eingesetzt.“
Aklime erlebt nicht nur seit Dutzenden Jahren die Unterdrückung des Staates, in den letzten Tagen wird sie auch von türkischen Nationalisten und Trollen in den sozialen Medien beschimpft. In Fake News wird verbreitet, dass Aktivist*innen für die Straßenproteste bezahlt werden. Für Aklime ist das eine Beleidigung:
„Für Geld setze ich keinen Schritt. Als ich diese Meldungen in den sozialen Medien gesehen habe, bin ich sehr wütend geworden. Ich werde alle anzeigen, die leere Behauptungen verbreiten. Ich bin hier, weil mir das Geschehen weh tut. Ich fordere meine Rechte ein.“
Damit ihre Wut auch wirklich verstanden wird, bringt Aklime sie sowohl in ihrer Muttersprache Kurdisch als auch auf Türkisch zum Ausdruck: „Ich bin nicht auf dem falschen Weg und ich bin auch keine Diebin. Ich nehme niemandem seine Rechte, aber mir werden meine Rechte genommen.“
Für ihre Rechte will sie sich einsetzen, wenn es sein muss, bis zum Tod, sagt sie. Dann beginnt sie wieder Parolen zu rufen: „Wir leisten Widerstand bis zum Sieg!“