Seit fünfzig Jahren unermüdlich: Ahmet Türk im Wahlkampf

Der kurdische Politiker Ahmet Türk will wieder Bürgermeister von Mêrdîn werden. Sein ungebrochenes Engagement mag verwundern, denn nach den letzten beiden Wahlen wurde er festgenommen und durch einen staatlichen Zwangsverwalter ersetzt.

Ahmet Türk ist ein Urgestein der kurdischen Politik in der Türkei, seine politische Laufbahn begann vor einem halben Jahrhundert als Parlamentsabgeordneter in der türkischen Nationalversammlung. Jetzt kandidiert der 81-Jährige für das Amt des Ko-Oberbürgermeisters in seiner Heimatregion Mêrdîn (tr. Mardin), zusammen mit der vierzig Jahre jüngeren Ärztin, Musikerin und Autorin Devrim Demir. In der Türkei finden am 31. März Kommunalwahlen statt und die Partei der Völker für Gleichberechtigung und Demokratie (DEM) hat satzungsgemäß überall eine Doppelspitze für die Bürgermeisterposten aufgestellt. Ahmet Türk und Aysel Tuğluk waren 2005 die ersten Ko-Vorsitzenden einer politischen Partei in der Türkei, damals der DTP.

Seit seiner Nominierung ist Ahmet Türk unermüdlich im Wahlkampf unterwegs. Die DEM-Partei hat die Nachfolge der von einem Verbotsverfahren bedrohten HDP übernommen und setzt sich für eine dezentrales Verwaltungssystem ein. Schwerpunktthemen sind eine Lösung der kurdischen Frage und damit einhergehend die Demokratisierung der Türkei. Ahmet Türk betont in seinem Wahlkampf, dass die DEM sich als Partei aller Bevölkerungsgruppen versteht: „Wir sind seit Jahren für Freiheit und Demokratie unterwegs. Unsere Politik basiert auf der Geschwisterlichkeit der Völker und wird eine Zukunft erschaffen, in der alle Menschen sich demokratisch für gemeinsame Werte einsetzen.“


Heute nahm Ahmet Türk an einer Veranstaltung der DEM-Partei in Wêranşar (Viranşehir) teil. Die Kreisstadt liegt in der Provinz Riha (Urfa) und somit außerhalb seines Wahlkreises. Trotzdem kamen Hunderte Menschen zusammen. Ahmet Türk warb um Stimmen für die DEM und sagte, seine Partei wolle die Bevölkerung mit transparenten Strukturen und demokratischen Methoden in die Kommunalverwaltung einbeziehen.

Ahmet Türk war bereits zweimal Ko-Oberbürgermeister in Mêrdîn. Beide Male wurde er vom türkischen Innenministerium des Amtes enthoben und durch einen staatlichen Zwangsverwalter ersetzt. Bereits nach dem Militärputsch von 1980 wurde er verhaftet und im berüchtigten Kerker von Amed (Diyarbakır) gefoltert. Seine nächste Verhaftung folgte 1994, als die Abgeordneten der von ihm mitbegründeten HEP, darunter Leyla Zana, Hatip Dicle oder Orhan Doğan, ins Gefängnis kamen. Ahmet Türk hat sein politisches Engagement jedoch nie aufgegeben.