Riha: Schwere Folter in Polizeigewahrsam

Die nach einer Schießerei in der nordkurdischen Provinz Riha eingeleitete Operation dauert weiter an. Die Anwälte der rund 60 festgenommenen Personen beklagen schwere Folter. Viele Betroffene seien aufgrund der erlittenen Gewalt nicht wiederzuerkennen.

Die nach der bewaffneten Auseinandersetzung am vergangenen Samstag in Xelfetî (Halfeti, Provinz Riha/Urfa) eingeleitete Operation dauert weiter an. Zu der Operation war es nach einer Schießerei in einem Haus im Wohnviertel Derto (Dergili) gekommen, bei der ein stellvertretender Kommissar einer polizeilichen Sondereinheit getötet worden war. Zwei weitere Polizisten wurden verletzt. Im Zuge der daraufhin gestarteten Operation warfen Militärs Handgranaten in das betroffene Haus. Zwei Personen, die sich darin befanden, kamen ums Leben.

Nach der Schießerei waren sowohl in Xelfetî als auch in der benachbarten Kreisstadt Hewenc (Bozova) zahlreiche Personen bei Hausdurchsuchungen festgenommen worden. Insgesamt beläuft sich die Zahl der von der Jandarma in Gewahrsam genommenen Personen auf 60. Wie die Anwält*innen der Betroffenen nun mitteilen, werden sie in der Antiterrorzentrale der Bezirkspolizeidirektion von Riha seit ihrer Festnahme schwer gefoltert. Alle Personen haben sich aufgrund der Folter Knochenbrüche zugezogen, viele weisen sogar Schädelfrakturen auf. Ihre Mandant*innen seien wegen der erlittenen Gewalt nicht wiederzuerkennen, trotzdem werde ihnen eine ärztliche Behandlung verwehrt, beklagen die Anwält*innen.   

Fünfminütige Mandantengespräche unter Polizeiaufsicht

Die Mandantengespräche konnten nur unter Polizeiaufsicht zustande gekommen. Einige der gefolterten Betroffenen lagen im eigenen Blut, andere konnten sich aufgrund der Knochenbrüche nicht bewegen, wiederum anderen wurden die Zähne ausgeschlagen. Obwohl die Frist im Polizeigewahrsam bereits abgelaufen ist, werden die Betroffenen auf Anweisung der Staatsanwalt nicht freigelassen. Die Anwält*innen versuchen vergeblich, gegen die systematische Folter an ihren Mandant*innen vorzugehen.  

Belagerung hält an

Unterdessen hält auch der Belagerungszustand im Wohnviertel Derto weiter an. Der Zugang ist weiterhin gesperrt, die Anwohner dürfen ihre Häuser nicht verlassen. Die Militäraktivitäten in Derto und den nahegelegenen Siedlungsgebieten Sırataşlar, Kosarda und Kantarma gehen ebenfalls weiter. Die Zugangswege zu der Kreisstadt werden kontrolliert. Neben einem bereits bestehenden Kontrollpunkt an der Einfahrt nach Xelfetî sind weitere Kontrollstellen errichtet worden, an denen Durchsuchungen stattfinden und Personalien abgefragt werden.