In der nordkurdischen Provinz Riha (tr. Urfa) ist eine Fünfjährige von einem türkischen Panzerwagen erfasst und schwer verletzt worden. Das Mädchen war am Mittwochnachmittag mit seinen Eltern zu Fuß im Zentrum der Kreisstadt Wêranşar (Viranşehir) unterwegs, als es auf Höhe der Post die Straße überqueren wollte. Auf Videoaufnahmen einer Überwachungskamera ist zu erkennen, dass das Kind auf die Straße rannte und beim Aufprall gegen das gepanzerte Fahrzeug stürzte. Ein Rad des Wagens überrollte die Beine des Mädchens.
Die schwerverletzte Fünfjährige wurde in das Krankenhaus Mehmet Akif Inan in Riha gebracht. Sie zog sich nach Angaben ihres Onkels insgesamt vier schwere Brüche zu. Lebensgefahr besteht nach Angaben nicht mehr.
Rechtsanwaltskammer Amed: Ein angekündigter „Unfall“
Das Zentrum für Kinderrechte der Rechtsanwaltskammer Amed (Diyarbakir) sprach derweil von einem „angekündigten Unfall“ und forderte ein Fahrverbot für Panzer in Wohn- und Geschäftsvierteln. Den Grund für die tödliche Gefahr auf gepanzerten Rädern sieht die Organisation in der Straflosigkeit der Täter. „Den Lenkern wird die Straffreiheit faktisch zugesichert, daher haben solche Unfälle inzwischen systematische Züge angenommen“, kritisiert die Kammer. „Gepanzerte Fahrzeuge pflastern aufgrund der staatlichen Sicherheitspolitik die Straßen und machen Lebensräume zu gefährlichen Orten. Dadurch werden die Rechte der Kinder auf eine gesunde Umwelt, auf Spiel und Leben verletzt. Wir werden kämpfen, bis die Straßen frei von gepanzerten Fahrzeugen sind und zu sicheren Plätzen für Kinder werden“, so das Zentrum für Kinderrechte.
42 tödliche Panzerunfälle in Kurdistan in 13 Jahren
Immer wieder kommt es in kurdischen Städten zu vermeintlichen Unfällen, die von gepanzerten Polizei- und Militärfahrzeugen verursacht werden. Laut einer Statistik des Menschenrechtsvereins IHD sind in den vergangenen dreizehn Jahren mindestens 42 Menschen, darunter 20 Minderjährige, bei sogenannten Panzer-Unfällen in der Region ums Leben gekommen. Weitere 90 Personen wurden verletzt, davon waren 21 unter 18 Jahren. Die Verursacher werden nicht zur Rechenschaft gezogen, strafrechtliche Konsequenzen fürchten Soldaten und Polizisten in der Regel nicht.