In Hezex (tr. Idil, Provinz Şirnex/Şırnak) sind Hunderte Menschen für Mihraç Miroğlu auf die Straße gegangen. Der Siebenjährige ist am Freitagabend im Stadtviertel Turgut Özal auf seinem Fahrrad von einem polizeilichen Panzerwagen erfasst worden und kurze Zeit später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. An der Demonstration nahmen unter anderem die HDP-Abgeordneten Hasan Özgüneş und Hüseyin Kaçmaz, Aktivistinnen der Frauenbewegung TJA und Künstler:innen des Mesopotamischen Kulturzentrums Botan teil. Die Menschenmenge versammelte sich vor dem Haus der Familie des getöteten Jungen und lief bis zu der Unfallstelle. Dort wurden Nelken niedergelegt.
Auf der Demonstration mitgeführte Bilder von Mihraç Miroğlu
Die Stadträtin Elfesya Nas (HDP) bezeichnete den tödlichen Vorfall in einer Rede als „gepanzerten Terror“ und „Bestrafungsmethode“ des Staates gegen die Bevölkerung. Es seien mehrmals Beschwerden bei den Behörden eingereicht worden, weil ständig gepanzerte Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit durch das Wohnviertel rasten. „Trotzdem sind keine Maßnahmen getroffen worden, das Leben der Menschen hier zählt nicht. Es reicht, verschwindet endlich mit euren Mörderfahrzeugen aus unserem Viertel“, forderte die Politikerin.
Der HDP-Abgeordnete Özgüneş ergänzte, dass seit 2008 in den kurdischen Provinzen 92 Menschen von Panzerwagen erfasst worden sind, 40 Personen wurden dabei getötet. Die Fahrer seien nur in Ausnahmefällen zur Verantwortung gezogen worden. „Wir wissen nicht, ob der Polizist, der Mihraç getötet hat, festgenommen oder verhört worden ist. Wenn wir eine Parole rufen, kommen wir für zehn Jahre ins Gefängnis. Kurdische Kinder können hingegen ungestraft getötet werden“, erklärte der HDP-Abgeordnete.
Im Anschluss an die Reden sangen Musiker:innen des Mesopotamischen Kulturzentrums Lieder im Gedenken an Mihraç.