Der politische Aktivist Halo Samî befindet sich seit drei Tagen ohne Begründung in Hewlêr (Erbil) in Polizeigewahrsam. Samî hatte am vergangenen Freitag mit einer Aktion des zivilen Ungehorsams vor der Zitadelle Kela Hewlêrê im Zentrum der südkurdischen Metropole auf die Festnahme seiner Mutter Samîra Hamad Amîn aufmerksam gemacht und mit einem Gedicht, das er vortrug, ihre Freilassung gefordert. Die 65-Jährige war am 6. August nach einer Razzia von Sicherheitskräften der regierenden PDK in ihrem Haus in Hewlêr festgenommen worden. Der Aktivistin der Frauenorganisation RJAK (Rêxistina Jinên Azad a Kurdistanê), die auch Mitglied der radikaldemokratischen Partei Tevgera Azadî ist, wird vorgeworfen, im Juli in Silêmanî (Sulaimaniyya) an einer Demonstration für eine kurdische Einheit und gegen die türkische Invasion in Südkurdistan teilgenommen zu haben. Auch andere Aktivist*innen der Frauenbewegung und aus zivilgesellschaftlichen Organisationen wurden vor anderthalb Wochen festgenommen.
Halo Samî bei seiner Aktion in Hewlêr
RJAK: Würdeloser Akt
Die Koordination der RJAK hatte die Festnahmewelle scharf verurteilt und als „würdelosen Akt gegen Frauen“ bezeichnet. Insbesondere im Hinblick auf Samîra Hamad Amîn, die bereits an der „September-Revolution“ von 1975 in Südkurdistan teilnahm und später auch am Raperîn gegen das Saddam-Regime im Jahr 1991. Eine Folge dieser Rebellion war die faktische Autonomie der kurdischen Bevölkerung im Norden des Irak und die Schaffung der Autonomen Region Kurdistan. Seit den 90er Jahren setzt sich Amîn zudem für die Rechte der Frauen in Südkurdistan ein.
Repression gegen politische Opposition im Süden
Ähnlich wie der türkische Staat richtet die PDK in letzter Zeit ihre Repression insbesondere gegen aktive Frauen. Die PDK stellt sich an der Seite des türkischen Staates gegen ein politisches Einheitsprojekt der Kurd*innen, das sie als Bedrohung ihrer Machtbasis betrachtet, und unterstützt de facto die Besatzungsambitionen der Türkei.