„PKK ist in Südkurdistan nicht Gast, sondern zu Hause“

Die Kritik an Neçirvan Barzanîs PKK-Äußerungen reißt nicht ab.

Die Reaktionen auf die Invasionsangriffe der türkischen Armee auf Südkurdistan reißen nicht ab. Die Kritik an Äußerungen des Ministerpräsidenten der Regionalregierung, Neçirvan Barzanî hinsichtlich der PKK wird auch immer lauter. Barzanî hatte die Arbeiterpartei Kurdistans als „Besatzungsmacht“ bezeichnet, die von Südkurdistan aus Angriffe auf die Türkei begehe.

Täglich bombardiert die türkische Luftwaffe zivile Siedlungsgebiete auf südkurdischem Territorium. Durch die Luftschläge sind bereits unzählige Zivilisten ums Leben gekommen, viele weitere wurden verletzt. Neben dem materiellen Schaden, der durch die Angriffe entsteht, werden Viehherden vernichtet und landwirtschaftliche Flächen unbenutzbar gemacht. Auf diese Weise wird bezweckt, die Bevölkerung um ihre einzige Lebensgrundlage zu bringen. Vor Kurzem verschärfte das Militär seine Angriffe und besetzte einen knapp 40 Kilometer breiten Streifen entlang der Grenze. An der türkischen Grenze nach Nordkurdistan hat das türkische Militär seine Basen auf den Gipfeln der Region personell verstärkt und arbeitet weiter am Aufbau von Militärbasen und Vorposten in Südkurdistan. Die Regionalregierung unter Federführung der PDK schweigt und bezieht keine Haltung zu den türkischen Angriffen.

Dutzende politische Parteien, zivilgesellschaftliche Organisationen, Politiker*innen und Intellektuelle haben bereits auf die Äußerungen des Ministerpräsidenten Neçirvan Barzanî reagiert und die Regierung in Hewlêr (Erbil) dazu aufgerufen, endlich Haltung gegen die türkische Besatzungspolitik zu zeigen. Zu den Kritiker*innen der Regierung gehören auch Yahya Omer von der Islamischen Union Kurdistans (Yekgirtû) und Nesrîn Cemal von der Gorran-Bewegung. Im Gespräch mit RojNews betonten die Politiker*innen die Bedeutung einer kurdischen Einheit gegen die türkischen Besatzungsabsichten.

Die PKK ist in Südkurdistan nicht zu Gast, sondern zu Hause

Die Äußerungen Barzanîs seien unwahr und zielten darauf ab, die Invasion Südkurdistans zu legitimieren: „Der türkische Staat greift Başûr seit Jahren auf besonders grausame Weise an. Seine Behauptung, es sei die PKK, die in Südkurdistan eine Besatzungsmacht wäre, ist absolut inakzeptabel. Die PKK ist weder eine Besatzungsmacht noch Gast in Başûr, sondern in ihrer Heimat. Sie ist in Südkurdistan zu Hause“, sagte Cemal.

Das Schweigen der Regionalregierung angesichts der pausenlos anhaltenden Angriffe des türkischen Staates deute darauf hin, dass die PDK lediglich ihre eigenen Interessen verfolgt. „Solche Äußerungen richten sich gegen das gesamte kurdische Volk, nicht nur gegen die PKK. Zudem hat Barzanî den türkischen Staatschef Erdoğan besucht, obwohl dieser das Land bombardiert und das Volk tötet. Diese Tatsache ist absolut nicht annehmbar“, so die Politikerin.

Nationale Einheit ist lebenswichtig

Yahya Omer unterstrich die Bedeutsamkeit der nationalen, kurdischen Einheit: „Die politischen Akteure sollten eine gemeinsame Sprache verwenden. Äußerungen, die den Kurden schaden, sollten vermieden werden. Stattdessen müssen wir alle gemeinsam aktiv für die Interessen des kurdischen Volkes arbeiten. Die Bemühungen der PKK müssen von allen Parteien beachtet werden. Es ist nicht richtig, die PKK abzulehnen oder sie anzugreifen. Alle kurdischen Seiten müssen sich als Einheit in einem Bündnis wiederfinden, damit wir die Probleme in der Wirtschaft und Politik gemeinsam angehen und lösen können“, sagte Omer.