Peschmerga-Veteran: Gestern gegen Saddam, heute gegen Erdoğan

Vor Jahren kämpfte der Peschmerga-Veteran Mehmed Emin im Qendîl-Gebirge gegen Saddam Hussein. „Heute bin ich bereit, gegen die türkischen Besatzer zu kämpfen“, sagt er.

Die Invasionsbemühungen des türkischen Staates in Südkurdistan weiten sich aus. Der Protest der kurdischen Bevölkerung gegen die Besatzungsangriffe hält ebenfalls an. Am 8. Juni hatte die kurdische Jugendbewegung und die Bewegung der Jungen Frauen mit einer Demonstration nach Qendîl die Aktion „lebende Schutzschilde“ organisiert, um gegen den türkischen Kriegskurs zu protestieren. Tausende Menschen waren daraufhin aus verschiedenen kurdischen Städten nach Qendîl aufgebrochen, um sich an den Protesten zu beteiligen und die Aktivist*innen der Aktion „lebende Schutzschilde“ zu besuchen. Unter den Besuchern befinden sich auch viele Mitglieder der südkurdischen Veteranengruppe Pêşmergeyên Dêrîn. Einer von ihnen ist Mehmed Emin. Emin ist sich sicher, dass der türkische Staat beabsichtige, die Errungenschaften des kurdischen Volkes auszulöschen. „Unsere Verbundenheit gilt dem ehrenhaften Widerstand Qendîls“, erzählt uns der Peschmerga-Veteran in einem Gespräch und betont, den Kampf gegen den türkischen Staat fortzuführen.

‚Qendîl wurde zur Hölle Saddams, Gleiches gilt für Erdoğans Banden

Es sei nichts Anderes als ein Traum für den türkischen Staat, Südkurdistan zu besetzen. Angriffe, die auf die Annexion Kurdistans abzielten, kenne man bereits aus der Vergangenheit, so der Veteran. „Auch Saddam Hussein hat den Versuch gewagt, die Berge Kurdistans zu besetzen. Er ist gescheitert. Qendîl wurde zur Hölle Saddams, Gleiches wird die Banden Erdoğans erwarten“, sagt Emin.

Der Peschmerga-Veteran Mehmed Emin hat bereits 1991 am Aufstand (Raperîn) in Südkurdistan teilgenommen. Er kritisiert, dass die Errungenschaften des kurdischen Volkes nicht aufrechterhalten werden konnten: „Einige der politischen Parteien in Başûr [Südkurdistan] haben sich für ihre materiellen Interessen mit dem ‚Feind‘ eingelassen. Sie verbeugten sich quasi vor ihm und waren nicht in der Lage die Gewinne, die während der Raperîn-Phase erzielt wurden, zu erhalten und haben sich der Politik der Besatzerstaaten ergeben. Auch jetzt noch sind sie abhängig. Die wesentlichste Ursache für die invasiven Angriffe auf Südkurdistan sind die Schwächen dieser politischen Parteien, die auf externe Kräfte angewiesen sind. Sie haben versucht, den Volksgeist und den Patriotismus der Bevölkerung auszulöschen. Gegenwärtig ist es allein die PKK, die den Volksgeist und das patriotische Bewusstsein bewahrt und verteidigt“, sagt Emin und fügt hinzu, dass das Verhalten der PDK angesichts der türkischen Invasion nicht annehmbar sei. Deshalb sollte sowohl die Bevölkerung als auch die politischen Vertreter*innen Südkurdistans Haltung gegen die PDK beziehen.

‚Die Freiheit Kurdistans kann nur gemeinsam erreicht werden‘

Die Präsenz des türkischen Staates in Başûr ziele auf die Besatzung Südkurdistans ab, betont Emin und ruft das kurdische Volk auf, am bewaffneten Widerstand teilzunehmen, um das Land und die Berge Kurdistans zu verteidigen. Er selbst sei ebenfalls bereit, gegen die Besatzer zu kämpfen. Die Länder Kurdistans könnten nicht den Interessen gewisser Parteien geopfert werden, die abhängig von externen Kräften seien. Das auf Drängen einer einzigen Partei [PDK] durchgeführte Unabhängigkeitsreferendum sei wiedermal Beispiel dafür, dass die Eigenständigkeit und Freiheit Kurdistans nur gemeinsam erreicht werden könne, unterstreicht der Veteran.

„Für die Freiheit Kurdistans haben Tausende Menschen ihr Leben gelassen. Jede Familie hat einen Gefallenen zu verzeichnen. Schon aus diesem Grund sollten sich die Parteien, die nur auf ihre eigenen Interessen aus sind, schämen. Der türkische Staat bombardiert die Dörfer. Unsere Wälder sollen dem Erdboden gleichgemacht werden. Wie lange wollen diese Parteien denn noch schweigen?“, fragt Emin.

‚Die nationale Einheit ist die Garantie für ein freies Leben‘

Die Politszene Kurdistans sollte alle Unstimmigkeiten untereinander beiseitelegen und ihr Engagement für die Bildung einer nationalen Einheit stärken. „Der Feind profitiert von den Schwächen der kurdischen Politik. Aus diesem Grund darf und sollte es keine Schwachstellen geben. Wir müssen eine nationale Einheit bilden. Wir mögen uns gegenseitig kritisieren, aber unser Einsatz für die nationale Einheit muss stärker werden. Wenn sich Iran, Syrien, die Türkei und der Irak im Kampf gegen uns vereinen können, warum können wir dies nicht tun? Unsere Einheit wird die Garantie für ein freies Leben sein. Der Feind wird stets die gleiche Feindschaft an den Tag legen. Was wir tun müssen ist, mit dem Bewusstsein einer nationalen Einheit Widerstand gegen unseren Feind leisten“.