PDK-Geheimdienst bedroht Familie von „verschwundenem“ HPG-Kämpfer

Die Geschwister des vermissten HPG-Kämpfers Ayhan Tatlı sind ins südkurdische Hewlêr aufgebrochen, um das Schicksal ihres Angehörigen aufzuklären. Nun werden sie vom Geheimdienst der südkurdischen PDK bedroht.

Am 26. Juli haben Spezialeinheiten der südkurdischen PDK eine Gruppe von drei Guerillakämpfern in der Nähe des Dorfes Bêxme im Bezirk Xelîfan in Südkurdistan angegriffen. Seitdem ist jegliche Verbindung zu der Gruppe abgerissen. Die Volksverteidigungskräfte (HPG) forderten in mehreren Erklärungen die PDK auf, Informationen über das Schicksal der drei Kämpfer zu veröffentlichen. Bei den Vermissten handelt es sich um Erdal Aslan (Serwer Serhat) aus Erzîrom (tr. Erzurum), Ayhan Tatlı (Wargeş Çavreş) aus Şirnex (Şırnak) und Mahmut Xelef (Dijwar Berxwedan) aus Hesekê.

Die Familie der HPG-Kämpfers Mahmut Xelef reiste am 9. August nach Südkurdistan, um seinen Verbleib aufzuklären. Sein Vater, die Mutter und Geschwister des Vermissten appellierten an den PDK-Vorsitzenden Mesûd Barzanî und Parteifunktionäre, Informationen über das Schicksal von Mahmut Xelef und seiner Genossen zu veröffentlichen. Auch die Schwestern des Vermissten Ayhan Tatlı richteten einen ähnlichen Appell an die Barzanî-Administration.


PDK spielt das Spiel des Feindes mit“

Felek Tatlı, die Schwester der HPG-Guerillakämpfers Ayhan Tatlı, sagt, sie habe seit 18 Tagen nichts von ihrem Bruder gehört: „Die HPG haben zwei Erklärungen abgegeben, um das Schicksal der drei Guerillakämpfer zu aufzuklären, aber die PDK hat bisher zu dieser verräterischen Tat geschwiegen. Die Menschen im Süden müssen sich gegen dieses Vorgehen der PDK stellen und sich für meinen Bruder und seine Freunde einsetzen. Warum ist die PDK der kurdischen Geschwisterlichkeit gegenüber so feindlich gesinnt, sind wir denn ihr Feind? Wir reden von Geschwisterlichkeit und sie begehen Verrat, führen Krieg und begehen Geschwistermord. Wie lange wird dieser Verrat andauern, wie lange werden wir unser Blut gegenseitig vergießen?

Mesûd Barzani und die PDK-Funktionäre sollten eine Erklärung über die Situation meines Bruders Ayhan und seiner Freunde abgeben. Die PDK schweigt seit 18 Tagen und hat sich nicht zu dem Vorfall geäußert. Sie muss sagen, ob sie noch leben, verletzt oder gefallen sind. Was die PDK heute dem kurdischen Volk antut, ist Mord und die Vorbereitung eines großen Massakers.“

Die Sicherheitskräfte drohen uns mit Inhaftierung“

Felek Tatlı erzählt von ihren Erfahrungen in Südkurdistan: „Wir sind nach Südkurdistan gefahren, um Informationen über unseren Bruder Ayhan zu bekommen. Wir besuchten den Geheimdienst der PDK, Parastin. Dort wurden wir von einem Mann namens Zinar begrüßt. Anstatt Informationen über meinen Bruder zu geben, drohte er, uns verhaften zu lassen, und sagte: ‚Geht weg, kommt nicht mehr hierher, noch darf ich euch nicht verhaften und in die Türkei schicken.‘ Wir wurden vom Parastin sehr schlecht behandelt. Sie gingen mit uns um wie mit Feinden, nicht wie mit Geschwistern. Wir verurteilen das Verhalten der PDK. Wir sind dorthin gegangen, um nach unserem Bruder zu fragen, aber sie beleidigten uns und drohten, uns zu verhaften. Der Parastin und die PDK müssen uns sofort über das Schicksal meines Bruders und seiner Freunde informieren. Sollen wir etwa auf die PDK warten, bis sie geneigt ist, uns etwas über das Schicksal unserer Geschwister sagen? Was ist aus dem Versprechen von Barzanî geworden, dass kein Blut mehr unter Geschwistern vergossen werden soll? Barzanî hat von Brüderlichkeit gesprochen, aber das stimmt nicht. Es gibt Aufrufe aus allen Teilen Kurdistans, einen Bürgerkrieg zu verhindern, aber trotz alledem schweigt die PDK. Es reicht. Wie lange werdet ihr die Invasion noch unterstützen? Die Angriffe des Feindes tun uns nicht weh, denn wir wissen, dass er der Feind ist, aber was uns wirklich verletzt, sind die schmutzigen Beziehungen der PDK und Barzanîs zum Feind.

Ich appelliere an alle Parteien und Organisationen in Südkurdistan, die PDK dazu zu drängen, das Schicksal der drei Guerillakämpfer öffentlich zu machen. Ich fordere die Menschenrechtsorganisationen und europäischen Staaten erneut auf, Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Vorfall aufzuklären. Ich möchte nur, dass das Schicksal meines Bruders Ayhan und seiner Freunde klar wird. Die Menschen in Südkurdistan müssen dafür auf die Straße gehen und Rechenschaft von der Familie Barzanî verlangen.“

Nichte von Ayhan Tatlı verwundet und verhaftet

Fatma Tatlı, die Schwester des Vermissten Ayhan Tatlı, wurde gleich doppelt getroffen: „Vor 18 Tagen hatte ich das Gefühl, meinen Bruder verloren zu haben und ich habe immer noch keine Informationen über meinem Bruder erhalten. Gleichzeitig habe ich Nachricht von meiner Tochter Gulgeş bekmmen. Soldaten riefen mich an, dass meine Tochter Gulgeş verletzt festgenommen worden sei. Wir sind nach Colemêrg gefahren, um sie zu sehen. Aber wir wurden daran gehindert. Unser Anwalt konnte sie ebenfalls nur kurz sehen. Meine Tochter hatte Verletzungen an Armen, Beinen und Rücken. Sie wurde ohne medizinische Behandlung ins Gefängnis gebracht.

Ich habe meine Tochter im Gefängnis besucht und festgestellt, dass es ihr nicht gut geht. Das liegt an ihrer Verwundung und daran, dass sie nicht gut behandelt wurde. Während des Gesprächs fragte ich meine Tochter, warum sie so schwach ist. Sie konnte sich nicht einmal ihr Gesicht waschen. Meine Tochter sagte zu mir: ‚Ich kann mich nicht mehr selbst versorgen.‘ Ihre Wunden müssen behandelt werden. Sie haben sie ins Gefängnis gesteckt, weil sie von meiner Tochter nicht das bekommen haben, was sie wollten, und sie verweigern ihr die Behandlung. Meine Tochter könnte in den kommenden Tagen verletzt ins Gefängnis in Wan verlegt werden. Ich bin stolz auf meine Tochter, sie hat sich noch nie vor irgendjemandem gebeugt.“

Das Schicksal der Guerillakämpfer muss aufgeklärt werden“

In Bezug auf ihren Bruder erklärt Tatlı: „Mesûd Barzanî und die PDK-Funktionäre müssen uns über den Zustand unserer Guerillakämpfer informieren. Wenn sie gefallen oder verletzt sind, müssen sie uns das sagen. Geschwister dürfen so etwas einander nicht antun. Wir sind keine Feinde. Wir sind alle Kurden. Wir werden nicht aufhören, bis wir etwas über unsere Guerillakämpfer erfahren haben. Wir werden jeden Weg beschreiten und uns an jede Institution wenden.“