„Operation Kralle“: 50 Luftangriffe in zwei Monaten

Vor zwei Monaten hat die türkische Armee die Invasion „Kralle“ in Südkurdistan gestartet. In diesem Zeitraum sind fünf Zivilisten bei Luftangriffen getötet worden, 16 wurden verletzt. Die Luftwaffe hat 44 Orte insgesamt 50 Mal bombardiert.

Seit dem 27. Mai 2019 greift die türkische Armee unter dem Namen „Kralle“ die südkurdischen Gebiete Xakurke, Bradost, Behdînan und Qendîl an. In diesem zweimonatigen Zeitraum hat die türkische Luftwaffe 44 Stellen insgesamt 50 Mal bombardiert. Fünf Zivilist*innen sind dabei ums Leben gekommen, 16 Personen wurden verletzt.

Die auf eine dauerhafte Besatzung abzielende Operation begann am ersten Tag mit Luftangriffen von 30 Kampfhubschraubern auf Xakurke. Aus Hubschraubern wurden Soldaten auf den Bergen Şekîf und Evdilkovî abgesetzt. Um die Gebiete Şekîf, Evdilkovî, Lêlikan und Xakurke zu isolieren und die Kontrolle über die Region zu gewinnen, fanden ununterbrochen Luftangriffe statt. Die Guerilla reagierte auf die Angriffe und es brachen langanhaltende Gefechte aus.

Irakischer Präsident Salih reist nach Istanbul

Am 28. Mai gab die türkische Armee den Beginn der „Operation Kralle“ bekannt. Am selben Tag reiste der irakische Staatspräsident Barham Salih zu einem Gespräch mit dem türkischen Staatschef Erdoğan nach Istanbul. An dem einstündigen Treffen nahmen auch der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu und der Geheimdienstchef Hakan Fidan teil.

Diplomatischer Verkehr zwischen Türkei und Irak

Bereits vor Beginn der Invasion in Xakurke fand ein reger diplomatischer Verkehr zwischen der Türkei und dem Irak statt. Nach einem Besuch des türkischen Außenministers am 27. und 28. April in Bagdad und Hewlêr (Erbil) reiste der irakische Ministerpräsident Adel Abdul-Mahdi am 15. Mai in die Türkei. Neçirvan Barzanî wurde am 10. Juni in Anwesenheit der türkischen Außenministers als Präsident der Autonomieregion Kurdistan vereidigt und traf am 21. Juni in Istanbul mit Erdoğan zusammen.

Dorfbevölkerung soll vertrieben werden

Am 31. Mai überflogen türkische Drohnen im Tiefflug das Dorf Xelifan in der Region Sidekan. Die Bevölkerung wurde dazu aufgefordert, das Dorf zu verlassen. Die Barzanî-Partei PDK verlegte Peschmerga-Einheiten nach Bradost und Berbizina. In Zusammenarbeit zwischen der PDK, der türkischen Armee und dem türkischen Geheimdienst MIT wurde Druck auf die Zivilbevölkerung ausgeübt, damit diese die Aufenthaltsorte von Guerillaeinheiten preisgibt.

Strategisch wichtige Standorte übergeben

Am 22. Juni übergab die PDK fünf strategisch wichtige Standorte in der grenznahen Region Zaxo an die türkische Armee. An diesen Orten waren seit den neunziger Jahren Peschmerga-Einheiten stationiert. Einer dieser Standorte ist Girê Serzêrik in Behdînan. Hier befand sich seit etwa zwanzig Jahren ein Stützpunkt der Peschmerga, zugleich jedoch auch ein nachrichtendienstliches Zentrum der Türkei. Der Hügel ist jetzt vollständig der türkischen Armee übergeben worden.