Onkel von Jina Mahsa Amini verhaftet

Safa Aeli, Onkel der von Irans Sittenpolizei getöteten Kurdin Jina Mahsa Amini, ist in Seqiz verhaftet worden. Er muss eine mehrjährige Haftstrafe absitzen, die im Zusammenhang mit der „Jin Jiyan Azadî“-Revolution steht.

Zur Verbüßung von Haftstrafe

Der Onkel von Jina Mahsa Amini, Safa Aeli, ist verhaftet worden. Wie erst jetzt bekannt wurde, erfolgte die Verhaftung des 31-Jährigen bereits am Freitag in seiner Heimatstadt Seqiz. Grund ist ein rechtskräftiges Urteil der iranischen Justiz zu einer mehrjährigen Haftstrafe gegen Aeli, die er im Zentralgefängnis in Seqiz verbüßen muss.

Aeli war im Februar vergangenen Jahres zu einer Gesamtstrafe von fünf Jahren, vier Monaten und 17 Tagen Haft verurteilt worden. Die Strafe setzt sich aus mehreren Einzelstrafen zusammen und steht im Zusammenhang mit der „Jin Jiyan Azadî“-Revolution. Das Gericht warf ihm Handlungen gegen die nationale Sicherheit, Propaganda gegen das Regime und Beleidigung des Obersten Führers vor.

Safa Aeli war am 5. September 2023, kurz vor dem ersten Todestag seiner Nichte Jina Mahsa Amini, von Regime-Kräften in Seqiz festgenommen und über Wochen in Haft gehalten worden. Die vorübergehende Verhaftung hatte im Zuge einer Einschüchterungswelle stattgefunden, die sich gegen Angehörige von Amini und Hinterbliebene von Menschen richtete, die bei den „Jin Jiyan Azadî“-Demonstrationen vom Regime ermordet wurden. Die Mullah-Führung sah sie als Katalysator für wiederauflebende Proteste an.

Da nach iranischem Recht bei einer Verurteilung zu mehreren Haftstrafen nur die höchste verbüßt werden muss, wird Safa Aeli vermutlich dreieinhalb Jahre im Gefängnis verbringen. Zusätzlich hatte das Gericht auch ein zweijähriges Reiseverbot sowie ein Äußerungsverbot zu seinen Ansichten über die „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung verhängt. Darüber hinaus musste er eine Rezension über die Biografie eines während dem Aufstand getöteten Regime-Beamten schreiben und eine Sprachaufnahme davon fertigen.

Rechts im Bild: Safa Aeli, links daneben Amjad Amini, der Vater von Jina Mahsa © privat

Opfer eines staatlichen Feminizids

Die 22-jährige Jina Mahsa Amini war im September 2022 zu Besuch in Teheran, als sie von der iranischen Sittenpolizei wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleiderordnung des islamistischen Mullah-Regimes festgenommen wurde. Kurze Zeit darauf starb sie in Polizeigewahrsam – nach Angaben ihrer Familie wurde Amini gewaltsam in einen Polizeiwagen gezerrt und auf ein Revier gebracht, wo sie infolge von weiteren Misshandlungen kollabierte und ins Koma fiel. Am 16. September 2022 erklärten Ärzte einer Teheraner Klinik Amini für tot.

Hunderte Tote bei „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution

An Jina Mahsa Aminis Tod entzündete sich die landesweite „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution, bei der Frauen an vorderster Front standen. Die Bewegung stellte die bislang größte Bedrohung der Islamischen Republik Iran seit ihrem Bestehen dar. Vor allem die junge Generation ging über Monate hinweg gegen die repressive Politik der islamischen Führung auf die Straße. Der Staatsapparat ließ die Demonstrationen gewaltsam niederschlagen: mehr als 550 Menschen starben, tausende wurden verletzt, zehntausende festgenommen und mehrere Demonstranten hingerichtet.

Titelfoto © Shnoyi Mendan / ANF