Im Iran gibt es nicht nur eine Wirtschaftskrise, sondern auch große gesellschaftliche Probleme. Anstatt diese Krisen zu lösen und sich um eine Minderung der Probleme zu bemühen, heizt das Regime gewalttätige Vorfälle an. A.E. stammt aus der ostkurdischen Stadt Merîwan und will aus Sicherheitsgründen anonym bleiben. Er berichtet von dem unethischen Vorgehen des Staates innerhalb der Gesellschaft:
„Der Staat verhaftet zum Beispiel unter verschiedenen Vorwänden Straßenkinder, die keine Eltern mehr haben, und steckt sie ins Gefängnis. Dann werden sie einer zweiwöchigen Schulung unterzogen und schließlich damit beauftragt, Morde zu begehen, Drogen zu verbreiten oder Gewalt anzuwenden, um damit Chaos in der Gesellschaft anzurichten.
Der Staat kann die Gesellschaft in wirtschaftlicher Hinsicht inzwischen nicht mehr unter Kontrolle halten, es kann jeden Moment zu Aufständen gegen die staatliche Politik kommen. Das könnte für den Staat sehr negative Folgen haben. Um das zu verhindern, versucht er den Fokus auf andere Punkte zu lenken. Er sorgt für verschiedene Vorfälle in der Bevölkerung und verstärkt damit das gesellschaftliche Chaos. Dadurch konzentrieren sich die Menschen auf diese Vorfälle und verwenden ihre Energie darauf, anstatt gegen den Staat aufzubegehren.“
A.E. zählt Beispiele für diese Politik auf: „In den letzten Monaten ist es in Merîwan zu mehreren Messerstechereien gekommen. Einer dieser Vorfälle verlief so: Zwei Brüder waren zusammen auf der Straße unterwegs und sind von einem Unbekannten ermordet worden. Einer starb an einem Stich ins Herz, der andere wurde mit einem Dolch am Hals getroffen. Die beiden Jugendlichen stammten aus dem Dorf Kikin und gehörten zur Familie Çaretelep. Bei diesem Vorfall handelte es sich um die Politik des Staates, die Menschen gegeneinander aufzuhetzen.
Der Staat greift nur bei politischen Vorfällen ein. Er stiftet zu Drogenkonsum und Morden an und sanktioniert solche Vorfälle nicht. Die Gesellschaft wird damit ins Chaos gestürzt. Dieses faschistische Vorgehen des Staates hat im vergangenen Jahr einen Höhepunkt erreicht, um den Widerstand der Bevölkerung von Rojhilat zu brechen. Bei den Unruhen im vergangenen Oktober sind Aufständische mit Gewichten an den Füßen in den Zirebar-See geworfen worden.
Das iranische Regime versucht mit allen Mitteln, gegen das seit Jahren Widerstand leistende Volk von Rojhilat vorzugehen. Mit solchen Methoden wird es den Willen der Menschen jedoch nicht brechen können. Bei den Oktober-Aufständen sind alle möglichen Foltermethoden eingesetzt worden, Menschen wurden brutal ermordet. Die Bevölkerung von Merîwan steht hinter dem Erbe der Aufständischen, die zu Hunderten misshandelt, auf offener Straße getötet oder in den Zirebar geworfen wurden.“