Merîwan - eine der schönsten Städte Ostkurdistans

Merîwan in Ostkurdistan gilt als Stadt des Widerstands. Über Merîwan gibt es viele Überlieferungen. Die Legende der zwölf Reiter und andere Sagen gelten bei der Guerilla als Hinweis auf kaum staatlich geprägten Charakter der Bevölkerung.

Merîwan ist eine der schönsten Städte Ostkurdistans (ku. Rojhilatê Kurdistanê). Mit ihrem Patriotismus, ihrer Kultur und ihrer Geschichte gilt sie als beispielhafte Stadt des Widerstands. Es ist der Ort, an dem Kak Fuat Merîwan 1948 geboren und aufgewachsen ist. Kak Fuat Merîwan (Sultanî) gilt als ein Grüdungsmitglied der Komala und als eine der zentralen Figuren des linken Widerstands in Persien und im Iran, aber vor allem in Ostkurdistan. In Merîwan führte er immer wieder Aufstände an und fiel schließlich am 30. August 1980 in den Reihen der YNK im Kampf gegen das iranische Mullah-Regime.

Die Bevölkerung ist von diesem Widerstandsgeist geprägt, sie ist herzlich und unbeugsam. So sehr der Staat auch versucht, sie von sich abhängig zu machen – die Menschen in Merîwan zeigen Würde. Sie leben von ihren Feldern, Gärten und Tieren und klopfen nicht an staatliche Türen. Das ist der Grund, warum der Staat den Druck auf Merîwan zunehmend erhöht.

Über die Stadt Merîwan gibt es viele Überlieferungen. Einer Sage nach kommt der Name von dem kurdischen Wort für „Ente“ - miravî -, weil es im nahegelegenen See Zeribar viele verschiedene Enten gibt. Einer anderen Überlieferung nach kommt Merîwan von Mehrevan – Gebiet des Merh, also der freundschaftlichen Unterhaltung. Weil die Menschen der Region gastfreundlich sind, haben sie die Stadt Merîwan genannt. Laut einer weiteren Überlieferung sind die Merwanî (Marwaniden) nach dem Zusammenbruch der Umayyaden [auch Omajaden, ein Familienclan eines arabischen Stammes aus Mekka, dem auch der Religionsgründer Mohammed entstammte] von Bagdad nach Şarezor und Merîwan ausgewandert und die Stadt ist nach ihnen benannt.

Die Legende der zwölf Reiter

Bei der Guerilla wird von der Legende Merîwans folgendermaßen erzählt: „Für Merîwan gibt es einige spezifische Symbole. Eines davon sind die zwölf Reiter. In der Region Merîwan gibt es viele Schweine, Enten und Störche. Weil es so viele davon gibt, richten sie Schäden in Gärten und auf Feldern an. Einst hat Ehmedxanî Baban aus dem Volk zwölf Reiter ausgesucht und sie damit beauftragt, Schweine zu jagen. Dabei ging es jedoch nicht nur darum, Schweine zu töten. Der eigentliche Zweck war der Schutz der Bevölkerung. Also die zwölf Reiter wurden damit beauftragt, einen Dienst zu leisten und die Gesellschaft zu verteidigen. Als dann die Safawiden Merîwan und Şarezor erobern wollten, wurden die Reiter aktiv, um die Bevölkerung zu schützen. Angesichts der Übermacht des angreifenden Feindes sind sie sehr wenige. Sie dachten sich eine Taktik aus. Gemäß dieser Taktik wollen sie nachts angreifen. Sie teilten sich auf und machten mit Instrumenten wie Davul und Zurna Lärm. Dem Feind machte der Krach Angst und er glaubte, dass es sich um viele mehr handele. So besiegten die zwölf Reiter die Safawiden. Sie waren Personen, die ihrem Land innig verbunden waren und seinen Boden verteidigen. Sie haben einen starken Willen. So sind die zwölf Reiter zu einem Symbol geworden. Ihre Kultur lebt auch heute noch weiter in Merîwan.“

Warum die Menschen nicht auf den Staat vertrauen

Eine andere Legende über Merîwan lautet bei der Guerilla so: „Die Regierung von Schah Failakus greift einen Derwisch an und nimmt ihm alles weg: Seine Frau, seine Kinder und sein gesamtes Hab und Gut. Der Derwisch geht zum Richter und beschwert sich. Als er von dem Vorfall erzählt, freut sich der Richter, denn er ist selbst Failakus-Anhänger. Der Derwisch geht später am Ufer des Zirêbarê entlang und betet: ,Solange diese Stadt nicht überflutet wird, werde ich keinen Aufstand machen.' Failakus jedoch stützte sich auf seine militärischen Kräfte und unterdrückte das Volk von Merîwan Tag und Nacht. Das Volk ging trotzdem nie zum Gericht, um sich zu beschweren. Es leistete mit eigenem Willen Widerstand. Wie sehr die Regierung es auch versucht, Merîwan wird seine Widerstandskultur nicht verlieren.“