Luftangriff auf Dorf in Binarê Qendîl
Die türkische Luftwaffe hat die südkurdische Berggemeinde Binarê Qendîl bombardiert, nennenswerten Schaden gab es nicht. Über der Region kreisten Kampfdrohnen im Tiefflug.
Die türkische Luftwaffe hat die südkurdische Berggemeinde Binarê Qendîl bombardiert, nennenswerten Schaden gab es nicht. Über der Region kreisten Kampfdrohnen im Tiefflug.
Die Türkei setzt ihren Luftkrieg gegen die kurdische Bevölkerung fort. Kampfflugzeuge haben am Donnerstagabend eine Siedlung in der Berggemeinde Binarê Qendîl bombardiert. Nach Angaben des Ko-Bürgermeisters Dilşêr Îbrahîm wurde das Umland des Dorfes Enzê getroffen. Nennenswerten Schaden habe es nicht gegeben.
Wie Îbrahîm weiter mitteilte, seien mehrere Kampfdrohnen zuvor im Tiefflug über dem Dorf gekreist. Auch aus Pîşder nördlich von Silêmanî wurden etwa zur selben Zeit der Türkei zugerechnete Luftaktivitäten beobachtet. Es handele sich um den zweiten türkischen Luftangriff auf die Region innerhalb einer Woche. Zuvor waren bei mehreren Drohnenangriffen des türkischen Staates auf das ezidische Kerngebiet Şengal fünf Menschen am Donnerstagabend getötet und zwei weitere verletzt worden. Bei den Opfern handelt es sich um Brunnenbauer.
Binarê Qendîl befindet sich im Zagros-Gebirge in Südkurdistan beziehungsweise der Kurdistan-Region Irak. Die Region ist von den Herrschaftsstrukturen Bagdads und Hewlêrs abgekoppelt und organisiert alles auf kommunaler Ebene. Sie verwaltet sich seit Jahren nach dem Modell der demokratischen Autonomie und den Grundprinzipien des geschlechterbefreiten Paradigmas der kurdischen Freiheitsbewegung. Die Berggemeinde besteht aus den fünf Regionen Navdeşt, Dola Şaroş, Qelatûkan, Maradu sowie Dola Baleyan und insgesamt 63 kleineren und größeren Dörfern, die immer wieder Angriffen der türkischen Armee ausgesetzt sind.
Anfang September erst war das Rathaus von Binarê Qendîl von einer Drohne der Türkei attackiert worden, mehrere Fahrzeuge der Gemeindeverwaltung gerieten in Brand. Auch der Führung Irans ist die Region ein Dorn im Auge. Im Oktober wurde ein Hirte in einem Almgebiet von iranischen Grenztruppen erschossen. Der bislang opferreichste Angriff auf Binarê Qendîl war allerdings das Massaker von Zergelê im August 2015. Türkische Kampfjets hatten das Dorf in drei Angriffswellen bombardiert und acht Menschen aus der Zivilbevölkerung getötet. 15 weitere Menschen waren teils schwer verletzt worden.