In Südkurdistan ist ein Hirte offenbar von iranischen Grenztruppen erschossen worden. Wie die in Silêmanî ansässige Nachrichtenagentur RojNews am Sonntag unter Berufung auf lokale Quellen meldete, ereignete sich der Vorfall auf einer Alm in der Berggemeinde Binarê Qendîl. Bei dem Toten soll es sich um einen Bewohner des Dorfes Rezge bei Pîşder im Norden des Gouvernements Silêmanî handeln. Sein Name wurde mit Hemed Xidir (Hamad Khidir) angegeben. Ein zweiter Hirte wurde bei dem Angriff den Angaben nach verletzt.
Insgesamt drei Hirten hätten am Sonntag ihre Tierherden zur Weide in die Almgebiete von Binarê Qendîl getrieben, heißt es in dem Bericht. Ohne Vorwarnung sei dort das Feuer auf sie eröffnet worden. Den Leichnam des getöteten Hirten hätten iranische Militärs in ein staatliches Krankenhaus in Ostkurdistan verschleppt. Seine Familie befinde sich auf dem Weg in die Region, um die Freigabe der Leiche zu fordern. Angaben zur gesundheitlichen Verfassung des bei dem Angriff verletzten Hirten lagen zuletzt nicht vor.
Die selbstverwaltete Berggemeinde Binarê Qendîl ist Teil des Zagros-Gebirges und grenzt an iranisches Staatsgebiet. Seit Jahren befindet sich die Region samt ihrer Bevölkerung im Fokus des Staatsterrors von Iran und der Türkei. Die Gros der Militärgewalt geht von der türkischen Armee aus.
Erst Ende September waren bei zwei aufeinanderfolgenden Drohnenangriffen der Türkei auf das Dorf Bokrîskan in Binarê Qendîl eine 55-jährige Frau getötet und ein fünf Jahre älterer Mann schwer verletzt worden. Konsequenzen für ihre Menschenrechtsverletzungen muss die Türkei jedoch nicht befürchten. Die internationale Staatengemeinschaft lässt Ankara in seinem Krieg gegen die Kurdinnen und Kurden folgenlos gewähren, nicht nur im Irak. Auch in Syrien erhält die Türkei dauerhaft grünes Licht für Kriegsverbrechen.
Titelbild zeigt einen Bauern in Binarê Qendîl im Frühjahr 2020 © RojNews